Nr. 7 vom 19. Februar 2000

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Freiwillige Vereinbarungen über besseren Umweltschutz, Naturschutz, Tierschutz etc. sind ein gutes Instrument, besser jedenfalls als staatliche Reglementierung. So muss man auch das Abkommen positiv bewerten, dass Ende September 1999 zum Tierschutz geschlossen wurde. Das Bündnis Tierschutz, die tierärztliche Vereinigung für Tierschutz, der Deutsche Bauernverband und Vertreter der Geflügelwirtschaft hatten sich zusammen gefunden, um eine bundesweite freiwillige Vereinbarung über Mindestanforderungen für die Haltung von Masthähnchen und Puten zu schließen.

Im Rahmen des Bündnisses Tierschutz spielte der Deutsche Tierschutzbund eine wichtige Rolle und insbesondere dessen Präsident Wolfgang Apel. Das vereinbarte Papier trägt unter anderem Apels Unterschrift. Und deren Tinte war gerade eben trocken, als derselbe Wolfgang Apel gegen seine Vereinbarungspartner zu Felde zog. Kurz vor Weihnachten verbreitete der Deutsche Tierschutzbund eine Pressemeldung, die vom Blätterwald auch aufgenommen wurde. Gerichte von einer ganzen Reihe von Tierarten sollten die Deutschen nach Auffassung der von Apel geführten Organisation nicht als Festmahl auf den Tisch bringen. Dazu gehörten auch die Masthähnchen (s.o.). Masthähnchen und Puten wurden abgelehnt, weil sie "aus tierquälerischer Intensivhaltung" stammten.

Ungeachtet der Frage, ob es Sinn macht, sich mit Leuten wie Apel an einen Tisch zu setzen, stellt sich immerhin die weitere Frage, ob zwischen ihm und anderen erheblich militanteren "Tierschützern" eine Verbindung besteht, ob im wirklichen oder übertragenen Sinne? Wir wissen es nicht und müssen es deshalb offen lassen. Der Landwirt im Kreis Rotenburg/Wümme, dessen Hähnchenstall jüngst in Flammen aufging, wird wegen seiner unmittelbaren Betroffenheit in diesem Punkt vermutlich weniger zurückhaltend sein. An einem 30 m entfernten Nachbarstall hatten die Brandstifter die Parole "Für die Befreiung der Tiere" hinterlassen sowie die Bezeichnung "animal war" und damit eine eindeutige Visitenkarte. Weitere Einzelheiten können dem Mitteilungsblatt des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft entnommen werden.

Der Stall war zwar leer, kurz vor dem Einstalltermin, aber der Schaden wird auch so auf 400000,- DM geschätzt, eine bäuerliche Existenz ist gefährdet und der Betriebsinhaber fürchtet, dass auch sein zweiter Stall vernichtet wird. Für die bestellten Küken hat er ohnehin so oder so keinen Platz mehr. Als niedersächsischer Mäster gehörte er zu den Ersten, die sich freiwillig eben jene Selbstverpflichtung zur Einhaltung von Mindestanforderungen in der Haltung von Masthähnchen auferlegten.

Bleibt noch die Frage, was Menschen, wie die von der Führung des Deutschen Tierschutzbundes, dazu bringt, sich gegenüber Vereinbarungspartnern so zwiespältig zu verhalten. Sie leben von Spenden und man wird es wohl als Diversifikation der Mittel zur Herstellung von Spendenbereitschaft bezeichnen können, was sie dort machen. Der eine potentielle Spender will so angesprochen werden und der andere eben anders. Ob die dritte Variante – eben die aus dem Kreis Rotenburg/Wümme – dabei auch eine Rolle spielt, diese Frage wollten wir offen lassen, fließende Übergänge gibt es dort sicherlich. Mit Leuten wie Apel werden die Geflügelhalter weiter zusammen kommen müssen. Aber andererseits wird auch er etwas tun müssen, sich nämlich eindeutig abgrenzen, damit der Eindruck fließender Übergänge aus der Welt kommt.