Nr. 10 vom 11. März 2000

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Wir wären überfordert, wollten wir uns fundiert dazu äußern, ob die EXPO-2000 mehr Vorteile oder mehr Nachteile bringen wird. Sicherlich sind wir als Schleswig-Holsteinische Landwirtschaft stolz auf das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holsteinische Landwirtschaft e.V. mit dem Titel "Sicherung der Welternährung"; es tut eben gut, wenn man sich mit gutem Gewissen als Modellregion präsentieren kann. Aus der Frage, was es der Industrie, dem Handel etc. bringt, halten wir uns besser heraus, ebenso aus der Frage, ob es womöglich auch Nachteile dieses weltweiten Treffens in Hannover gibt. Man sollte sich auf das beschränken, was man beurteilen kann. So hat jeder schließlich seine spezielle eigene Sicht. Das sollte man respektieren und nicht kritisieren.

Das Recht, die Dinge mit einer eigenen Sichtweise anzusehen, muss man selbstverständlich auch den Umweltverbänden zubilligen, und dies auch in der Frage, wie sie die EXPO sehen. Erstaunlich ist es allerdings, wie weit zwischen den Umweltverbänden hierzu die Meinungen auseinander gehen.

Der WWF hat sich klar für eine Beteiligung an der Weltausstellung ausgesprochen. Sein Pressesprecher Klaus-Henning Groth hat gesagt, der WWF gehe zur EXPO. Sie sei kein Sündenfall, sondern eine Riesenchance für den weltweiten Naturschutz. Mit den Ökoregionen der "Global 2000" identifizierte der WWF die Gebiete der Erde, deren Schutz der Nachwelt ein Überleben von 90 Prozent der Artenvielfalt sichern würde. Für diese Ökoregionen sammelt der WWF Geld und gibt 135000 Spendern die Aussicht, ihren Namen auf der "Weltkarte des Lebens" eingravieren zu lassen. Wenn man annehmen darf, dass von diesem Geld nennenswerte Anteile auch wirklich in den Ökoregionen ankommen und dort auch wirklich der Artenvielfalt dienen, ist es eine gute Sache. Beim WWF scheint man das Kapitel 15 der Agenda 21 gut gelesen zu haben.

Der BUND hat sich umgekehrt ebenso klar gegen eine Beteiligung an der Weltausstellung ausgesprochen. Ob dort das Kapitel 15 gelesen wurde, können wir nicht beurteilen. In der Stellungnahme von Robert Exner, EXPO-Referent des BUND Niedersachsen, kommen Gedanken zur Artenvielfalt nicht vor. Zu viele Autos, zu viele Flüge, das ist der Hauptinhalt der Stellungnahme. In der Region Hannover steige die CO2-Belastung um 10%. Der weltweite Bezug kommt dabei nicht so sehr heraus. Zu viele multinationale Konzerne, ist auch so ein Kritikpunkt des BUND. Kritisiert wird vom BUND weiter, dass die Bauten auf dem Messegelände nicht mit Holz erstellt werden müssen, dass nach FSC-Richtlinien zertifiziert ist. Wer den Beitrag zu diesem Thema aus dem Bauernblatt vom 12. Februar 2000 noch vor Augen hat, erkennt sehr schnell, dass hier der Versuch läuft, unter den verschiedenen Möglichkeiten der Zertifizierung einseitig eines ins Gespräch zu bringen. Der Forstabsatzfonds, der in diesem Zusammenhang vom BUND attackiert wird, hat andere Vorstellungen.

Ein Kapitel der Agenda 21 hat man beim BUND offensichtlich überhaupt nicht gelesen, das Kapitel 16. Würde man die klaren Empfehlungen der 178 Staaten der Konferenz von Rio zur Gentechnologie kennen, hätte man sich zu dieser Technologie anders äußern müssen. Bezeichnend ist es, die Gentechnik als "Großtechnik" neben die Atomtechnik und die Autotechnik zu stellen. Das ist der Versuch der Abqualifizierung mit einem Schlagwort. Neben dem gläsernen Gentech-Labor seien sie nur schmückendes Beiwerk, sagen sie von sich selbst. Über das Wort "schmückend" kann man sich sicherlich streiten, und die Rolle als Beiwerk haben sie sich selbst zuzuschreiben.