Nr. 15 vom 15. April 2000

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Professor Dr. Ingolf Schuphan und Privatdozent Dr. Detlef Bartsch vom Lehrstuhl für Ökologie, Ökotoxikologie und Ökochemie der Technischen Hochschule Aachen richteten jüngst als Ökologen eine Mahnung an Umweltgruppen und forderten sie auf, die ökologischen Vorteile der grünen Gentechnik nicht zu vernachlässigen. Der Aufruf wird nachfolgend auszugsweise wiedergegeben:

"In früheren Zeiten haben Umweltverbände (Greenpeace, BUND, Öko-Institut Freiburg e.V.) häufiger begründete, wissenschaftlich nachvollziehbare Aktionen gegen Umweltbedrohungen wie Regenwaldzerstörung und Giftmüllexport durchgeführt. Doch was heute im Bereich Gentechnik-Kampagne abläuft, entbehrt fundierten wissenschaftlich-ökologischen Erkenntnissen. Zweifellos hat jede Technologie ihre Risiken, aber man kann nicht positive Umwelt-Effekte wie verringerten Pestizideinsatz oder gesündere Nahrungsmittel ignorieren." Die beiden Wissenschaftler schreiben, nicht jede transgene Pflanze sei automatisch eine Gefahr und weisen auf langjährige Versuche ihres Instituts mit Zuckerrüben, die eine gentechnisch veränderte Virus-,Herbizid- und Antibiotika-Resistenz haben. Dabei, so die beiden, konnte gezeigt werden, dass von diesen Gen-Rüben selbst nach einem Gentransfer auf verwandte Wildpflanzen keine besonderen Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen. In dem Aufruf heißt es weiter:

"Bei Kampagnen von Umweltgruppen z.B. gegen den sogenannten Bt-Mais werden bewusst die positiven Auswirkungen verschwiegen. Vom ökologischen Standpunkt aus stellt der gentechnisch veränderte Bt-Mais eine ideale Lösung gegenüber der traditionellen Schädlingsbekämpfung dar, weil er biologische Prinzipien mit moderner Landwirtschaft verknüpft. Ein seit Jahrzehnten erfolgreich im Öko-Landbau eingesetztes Bakterien-Toxin wird durch erfolgreichen Gentransfer von der Maispflanze selber produziert und erspart den Einsatz von chemischen Insektiziden. Ergebnis: Produkte aus Bt-Mais können unter Umständen gesünder und umweltfreundlicher hergestellt werden als herkömmliche Produkte." Amerikanische Kollegen, so die beiden Wissenschaftler hätten jüngst zeigen können, dass der Bt-Mais wesentlich geringere Mengen an hoch krebserregenden Giftstoffen von Schimmelpilzen (sog. Mykotoxine) enthalten könne als konventioneller Mais. Auch der Einsatz von Pestiziden hätte in vielen Fällen gesenkt werden können.

Schuphan und Bartsch weiter: "Leider stellen die Umweltverbände ... systematisch nur die ,potentiell schlechten‘ Seiten heraus und stützen sich dabei auf unzureichende Gutachten. Das Muster ist immer gleich: Natürliche Phänomene wie Gentransfer und Pollenflug zwischen Organismen werden als besonderes Ereignis für transgene Pflanzen herausgestellt und pauschal in Verbindung zu Allergieproblemen und Antibiotika-Resistenzen gebracht. Oder einzelne Laborergebnisse werden unreflektiert auf Freilandbedingungen übertragen. Wissenschaftliche Fakten, die nicht in das Bild der Horrorgeschichten passen und praktische Anbauerfahrungen werden ignoriert ..., damit auch weiterhin emotional besetzte Bilder und Schlagworte in die Medien getragen werden können. In Großbritannien attackieren Umweltgruppen die Sicherheitsforschungsprojekte von Ökologen. Es fehlt hier leider aus prinzipiellen und/oder weltanschaulichen Gründen an der Fairness gegenüber hoffnungsvollen technischen Neuentwicklungen im Umweltbereich. Die ökologische Wissenschaft kann der offensichtlich politisch motivierten Anti-Gentechnik-Kampagne nicht tatenlos zusehen." Die beiden Wissenschaftler betonen, dass sie auf die Chancen einer verantwortungsvollen Nutzung der Gentechnik hinweisen müssen und nennen eine Reihe von Internet-Adressen zur weiteren vertieften Information.

Hier die von Schuphan und Bartsch genannten Internet-Adressen:

http://www.dainet.de/genres/infos/wild_beet/beet_poulations.htm

http://www.rwth-Aachen.de/bio5/Ww/AG-Bart-Begl.html

http://www.rwht-Aachen.de/bio5Ww/AG-Bart-Maisz.html

http://www.scisoc.org/feature/btcorn/top.html

http://www.econ.ag.gov/whatsnew/issues/gmo/

http://www.environment.detr.gov.uk/fse/index.htm

http://www.netlink.de/gen/Zeitung/2000/000310.html

http://www.rage.org.nz/gm-police-to-guard-crops.html

Die beiden Wissenschaftler stellen sich auch unter nachfolgenden e-Mail-Adresse Bartsch@rwth-aachen.de und der Adresse ihres Instituts sowie der Telefonnummer einer weiteren Diskussion.

Priv.Doz. Dr. Detlef Bartsch

Prof. Dr. Ingolf Schuphan

Lehrstuhl für Ökologie, Ökotoxikologie und Ökochemie

RWTH Aachen, Worringerweg 1, 52056 Aachen

Tel. 02 41/80 66 76 Fax 02 41/8 88 81 82