Nr. 26 vom 01.Juli 2000

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Geht man von der Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes 500 Meter durch den Park, den die Rendsburger "Kindergarten" nennen, gelangt man an eine Schule mit über 600 Schülern, keine kleine Schule also. Und dennoch hat sie an der schulischen Versorgung Schleswig-Holsteins einen Anteil von weit unter einem Prozent. Dies hat ihr noch nie jemand zum Vorwurf gemacht, mit mangelndem großen Versorgungsanteil wird nicht gegen sie argumentiert. Im Gegenteil, käme jemand auf die Idee, die Schule müsse wegen ihres geringen Beitrages geschlossen werden, würde man dies mit Recht als ziemlich blödsinnig bezeichnen.

Biodiesel kann den Dieselbedarf in Deutschland zu 5 bis 10% decken. Dies nimmt eine bestimmte Szene als Argument, die Brauchbarkeit des umweltfreundlichen Treibstoffes in Frage zu stellen. Der mögliche Versorgungsanteil sei zu gering. Ein Argument ohne sachlichen Inhalt ist das mit – siehe den Vergleich zur Schule – deutlichem Hang zum Unsinn. Es wird vorgebracht von Leuten, die erst einmal dagegen sind und danach nach Argumenten suchen. Dagegen sind sie, weil sie eine intensive Landbewirtschaftung als Feindbild haben und sich vom Umweltbundesamt einreden ließen, es gebe bei Raps ein spezielles Lachgasproblem. An dieser Stelle haben wir früher einmal näher erläutert, dass die These des UBA wissenschaftlich nicht haltbar ist. Die Fülle der überzeugenden Argumente gegen die These sollen hier nicht wiederholt werden. Nicht wiederholen wollen wir auch die zahlreichen Aspekte der Umweltfreundlichkeit von Biodiesel. Zum Biodiesel nur noch einen Gedanken: Unsere Kritiker gehören regelmäßig auch zur Front derer, die Energiesparen einfordern. Gäbe es das Dreiliterauto flächendeckend – technisch ist es möglich – würden aus 5 bis 10% eine doppelt so hoher Anteil von 10 bis 20% ohne einen Tropfen mehr Biodiesel.

Auch an anderer Stelle begegnet man der hergeholten Argumentationsweise vom zu geringen Anteil. Der zu geringe Problemlösungsanteil als Scheinproblem, oder die semantische Verwandlung der Problemlösung in ein Problem sind Phänomene, denen man auch im Naturschutz begegnen kann. Über etliche Jahre haben die Birkwildschützer der Hegegemeinschaft Mitteleider die selten gewordenen Vögel des Moores dadurch vor dem völligen Verschwinden bewahrt, dass sie mit großem ehrenamtlichem Engagement den Habichtfang betrieben. Die Habichte, die sich nachweislich immer wieder Birkhühner holten und nachrechenbar den Bestand reduzierten, wurden lebend gefangen und in ausreichender Entfernung vom Birkwildgebiet wieder freigelassen.

Anders als das Birkwild sind die Habichte nicht im Bestand bedroht, und dennoch kam es unter dem Druck von bestimmten Interessengruppen zu einem Verbot des Habichtfanges. Argumentiert wurde u.a. damit, dass das größere Problem für die Birkhühner in Mängeln des Lebensraumes liege. Der Habichtfang als der eher kleinere Lösungsbeitrag wurde verboten, und man setzte allein auf die Verbesserung der Habitatbeschaffenheit, eine Aufgabe, der sich die Birkwildhegegemeinschaft Mitteleider übrigens mit ebenso großem Engagement widmet.

Warum konnte nicht weiter beides gemacht werden?. Ging es den Kritikern womöglich gar nicht um die Birkhühner sondern nur um den Lebensraum selbst? Auch Heydemann hat sich vor Jahren einmal von dieser Seite gezeigt. Der Storch als Leittierart sei ihm zwar wegen des durch Storchenschutz induzierten Biotopschutzes recht, aber eigentlich habe der Steppenvogel hier gar nichts verloren. Solche Gedankengänge mögen den einen oder anderen nachvollziehbaren biologischen Aspekt haben, sie sind aber meist einseitig und im Prinzip ja auch nicht ehrlich, weil nicht im zu erwartenden Ausmaß offen.