Nr. 34 vom 26. August 2000

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Erinnerungen kommen hoch an vergleichbare Ereignisse, die sich vor einigen Jahren in Schleswig-Holstein zugetragen haben. Damals traten BUND und NABU aus dem Landesnaturschutzverband (LNV) aus. Die beiden Dissidenten sparten ihre Beiträge und schnitten auch ansonsten finanziell ganz gut ab. Die verbliebenen Mitgliedsverbände mussten etwas mehr bezahlen, ansonsten veränderte sich erstaunlich wenig. Die in Sachfragen geäußerte Kritik, die damals zur Begründung der Austritte geäußert wurde, kann zwar subjektiv richtig gewesen sein; so schwer wird sie aber nicht gewogen haben, denn Zusammenarbeit gab es nachher genauso wie vorher, so hätte man auch drin bleiben können. Geblieben ist allenfalls der schale Beigeschmack darüber, wie Geld auch im Naturschutz offenbar die Welt regiert.

Nun ist der WWF aus dem Deutschen Naturschutzring (DNR) ausgetreten. Für den DNR ist das auf den ersten Blick ein herber Schlag, zumal in der zeitlichen Verbindung mit dem 50jährigen Jubiläum des Dachverbandes. Schauen wir uns die Begründung einmal näher an: Der WWF begründet seinen Schritt u.a. mit seiner Rolle als international agierende Organisation. Immer wieder habe es erhebliche inhaltliche Differenzen zu den deutschen Organisationen gegeben. Über eine derartige Meinungsverschiedenheit hatten wir vor einem halben Jahr an dieser Stelle berichtet. Während der DNR schon 1996 beschlossen hatte, sich an der EXPO 2000 nicht zu beteiligen, engagierte sich der WWF in Hannover mit einem recht aufwändigen Projekt. Erstaunlich ist es, wie weit zwischen den Umweltverbänden hierzu die Meinungen auseinander gehen. Der DNR kritisierte, dass die EXPO angeblich "dem Prinzip der Nachhaltigkeit widerspreche". Unsere Überlegungen aus dem März zu diesem Thema wollen wir hier nicht wiederholen. Inzwischen sind wir schließlich auch noch besser informiert, wir kennen nicht nur die Planungen sondern die EXPO selbst.

Der WWF hatte sich klar für eine Beteiligung an der Weltausstellung ausgesprochen. Die EXPO sei kein Sündenfall, sondern eine Riesenchance für den weltweiten Naturschutz. Mit den Ökoregionen der "Global 2000" identifizierte der WWF die Gebiete der Erde, deren Schutz der Nachwelt ein Überleben von 90 Prozent der Artenvielfalt sichern würde. Für diese Ökoregionen sammelt der WWF Geld. Aber losgelöst von den Aktivitäten des WWF muss jeder objektive Betrachter der EXPO einräumen, dass es in Hannover um die Nachhaltigkeit der Nutzung von Ressourcen nicht nur an einigen wenigen Stellen geht.

Wenn es bei einer so bunten weltweiten Schau überhaupt durchgängige Themen geben kann, die Nachhaltigkeit ist in Hannover ein solches. Die Japaner bauten sogar die tragenden Elemente ihres Pavillons aus Altpapier, eine phantastische Konstruktion. Weniger gut kommt die Art und Weise an, wie die Japaner in ihren Teilpavillons den Rest der Welt über die CO2 - Problematik belehren, zu trivial und schulmeisterlich. Der Argumentation des DNR von 1996 kann man aber auch dieses Beispiel ebenso wie Hunderte weitere entgegenhalten. Man kann schlicht die Aussage wagen, dass die EXPO eine Weltausstellung über ökologisches Bauen darstellt. Hinzu kommt in den Themenparks und in den einzelnen Pavillons eine unendliche Fülle an Infomaterial zur Nachhaltigkeit im engeren und weiteren Sinne. Wie wollen die Leute vom DNR z.B. den afrikanischen Ländern ihre These von der EXPO, die "dem Prinzip der Nachhaltigkeit widerspreche" vortragen, ohne ihnen bis an die Grenze der Beleidigung zu nahe zu treten? Wenn es dann noch stimmt, was in einer beiden großen Frankfurter Zeitungen über den angeblichen wirklichen Grund zum Austritt des WWF aus dem DNR zu lesen gibt, dann muss man wohl von einer Schande sprechen. Man sei mit dem Austritt nur einem Ausschluss aus dem DNR zuvor gekommen, und der Grund für die Ausschlussabsichten beim DNR sei das Engagement des WWF auf der EXPO.