Nr. 3 vom 20. Januar 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Es sei völlig losgelöst von Vernunft, wenn ein Bauer, der ökologisch produziere, 240 Mark pro Hektar erhalte, aber konventioneller Maisanbau mit 781 Mark belohnt werde. Mit diesen Zahlen hat der Kieler Umweltminister Klaus Müller versucht, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Bei vielen Menschen wird ihm das auch gelungen sein. Sie werden jetzt der Überzeugung sein, dass die Förderung im konventionellen Landbau 781/240 oder gut dreimal so hoch ist wie im Ökolandbau. Tatsächlich erhält der Ökobauer die 781 Mark ebenfalls und nicht nur für Mais sondern für sein gesamtes Getreide. Zwischen den Produktionsrichtungen gibt es in der Hinsicht keinen Unterschied. Einen Unterschied gibt es aber doch, die 240 Mark erhält der konventionelle Landwirt nicht.

Die Sonderförderung des ökologischen Landbaus ist wohl begründet, darum soll es hier nicht gehen. Wenn es eine Schlechterstellung der Ökobauern gibt, dann nur die schlechtere Förderung in Schleswig-Holstein im Vergleich mit anderen Bundesländern. Wenn ihre Zahl in Deutschland insgesamt wächst, bei uns aber stagniert, liegt da der Grund. Ohne eine zusätzliche Förderung sind sie weniger konkurrenzfähig. Dies sollte sich auch Klaus Müller klar machen, zumal er die Erhöhung des Anteils der Ökobetriebe von derzeit 1,4% auf 20% propagiert. In zwei Punkten ist er da allerdings vorsichtig. Er sagt nicht, bis wann er die Erhöhung will und die Tatsache, dass es auch in Ökobetrieben schon BSE-Tiere gegeben hat, scheint ihm ebenfalls bekannt zu sein, denn, so Müller: ...auch der Öko-Landbau könne kein BSE-freies Fleisch garantieren. Das ist denn wohl Müllers Beitrag zur viel beschworenen "Wiederherstellung des Vertrauens der Verbraucher". Bleibt die Frage, was diesen Minister dazu veranlasst hat, die Wahrheit über die Höhe der Fördermittel durch eine Verdrehung in ihr Gegenteil zu manipulieren.

Den Ökobauern tut er damit jedenfalls keinen Gefallen, und bei ihnen scheint er sich auch nicht besonders gut auszukennen. denn eines müsste er wissen: Wenn der Anteil des Ökolandbaus stärker ausgedehnt wird, als es dem Marktsegment entspricht, fallen die Preise. Nach dem letzten Agrarbericht der Bundesregierung brachte der Öko-Weizen 54,28 DM im Vergleich zu 21,89 DM beim konventionellen Weizen. Diesen Preisunterschied brauchen die Produzenten dringend. Denn trotz der höheren Preise und trotz der höheren Förderung lag der Gewinn niedriger. Wer ein Absinken der Preise riskiert, muss die so verursachten Mindereinnahmen durch noch mehr Förderung ausgleichen, dies scheint Minister Müller nicht bedacht zu haben. Vielleicht hat er seine profunden Kenntnisse über Landwirtschaft auf ähnliche Weise erworben wie seine Parteigenossin Künast, die nach eigenem Bekunden ihr Bild von Landwirtschaft entwickelte, als sie als Kind bei ihrem Großvater im Heu spielte.

Müllers Kollegin in Nordrhein-Westfalen scheint da weiter zu sein. Bei ihr klang die grüne Gebetsmühle vom Ökologischen Landbau jüngst schon nicht mehr so deutlich. Vielleicht hat sie einiges von Dirk Maxeiner gelernt. Dessen jüngste Veröffentlichungen zur Landwirtschaft sind zwar nach wie vor nicht frei von Klischees über angebliche Gülleströme, die "Grundwasser, Flüsse und Küsten verseuchen" o.ä.. Aber immerhin: "Führende Köpfe im internationalen Naturschutz plädieren inzwischen für die Grüne Gentechnik" .... oder "Schlagworte wie ,Massentierhaltung‘ und ,Agrarfabriken‘ haben eine falsches Bild erzeugt" ... oder ... "Mit Hilfe von Satelliten sollen die Felder künftig kartiert und analysiert werden. Computer ermitteln dann präzise, welche Nährstoffe und Spritzmittel an welcher Stelle benötigt werden". Maxeiner sagt, für "Fortschrittspessimisten" und "Industriekritiker" liefere die BSE-Seuche den Anlass, eine Abkehr von "entfremdeten" Lebensmitteln, "industrieller" Landwirtschaft und "seelenloser Massenproduktion" zu fordern. Selbst bezeichnet Maxeiner sich im Gegensatz zu diesen Menschen als Öko-Optimist.