Nr. 7 vom 17. Februar 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Man soll Briefe nicht nach ihrer orthographischen Korrektheit, sondern nach ihrem Inhalt bewerten. Gleichwohl sind für einen Mann, der sich Privatdozent nennt, sieben Deutschfehler auf einer Seite keine Kleinigkeit. Die Rede ist von einem Brief, den der Leiter des Instituts für ökologischen Landbau in Trenthorst an die Redaktion von top agrar geschickt hatte. Privatdozent Dr. Gerold Rahmann kündigte dort sein Abonnement wegen eines Leitartikels, der ihm offensichtlich nicht gepasst hatte, und wegen eines Artikels von Prof. Tangermann. In den Streit zwischen Rahmann und Tangermann wollen wir uns hier nicht einmischen. Aber dem Leitartikler Wilhelm Wehland wirft Rahmann folgendes vor: "Es werden Personen als Heuchler bezeichnet, obwohl dieselben Personen jede Verantwortung der Landwirtschaft für gesamtgesellschaftliche Belange abstreiten. Dieses nenne ich heuchlerisch und verantwortungslos." Haben Sie auch Schwierigkeiten, den Inhalt dieses Vorwurfs zu verstehen?

Wehland hat Kanzler Schröder nicht deswegen als Heuchler bezeichnet, weil er "jede Verantwortung der Landwirtschaft für gesamtgesellschaftliche Belange abstreitet", sondern wegen seiner heuchlerischen Haltung zur Landwirtschaft. Wehland hatte hierzu Helmut Born mit einer Äußerung vom Anfang Dezember zitiert, und das Zitat wollen wir zum besseren Verständnis noch einmal wiederholen: "Wie waren denn die Signale seit der GATT-Runde und der Agenda 2000? Preisdruck und Strukturwandel, das waren doch bis vor 14 Tagen die Forderungen der Politik. Nun entdecken die gleichen Politiker, die uns bisher rückständige Strukturen angekreidet haben, die Agrarfabriken in uns."

Das Thema "Agrarfabriken" haben wir in der vorigen Woche an dieser Stelle ausführlich behandelt. Und mit dem obigen Vorwurfs Rahmanns lohnt auch keine weitergehende Auseinandersetzung. Er ist nicht nur sprachlich schwer zu verstehen, liest man den angegriffenen Artikel von Wehland, erledigt der Vorwurf sich sowieso von selbst. Liest man in Rahmanns Brief weiter, merkt man dann auch, dass es ihm um etwas Anderes ging. Losgelöst von dem angegriffenen Artikel folgt eine volle Breitseite gegen die konventionelle Landwirtschaft nach dem Motto: Ökolandbau ist gut, konventionelle Landwirtschaft ist schlecht. "Der Ökolandbau ist die Landwirtschaft der Zukunft", schreibt er und zur konventionellen Landwirtschaft fallen ihm ein: "BSE-Fleisch, Hormonfleisch, Tierquälerei, Umweltverschmutzung und Naturvernichtung." Weiter unten klingt es so: "Hühnerhaltung in Käfigbatterien, Zwangsmast, enormer Chemieeinsatz auf Feld und im Stall."

Rahmann macht sich - wie in diesen Tagen allzu viele - zum selbst ernannten Sprecher der Ökobauern. Und damit erweist er ihnen einen schlechten Dienst. Wer wissen wollte, wie solche Hetztiraden wirken, konnte das auf der großen Demonstration auf dem Rendsburger Paradeplatz studieren. Einige Plakate und viele Zwischenrufe wurden von den Ökobauern als Angriffe auf ihre Wirtschaftsweise verstanden. Sie mögen so geklungen haben, in Wirklichkeit waren es nur Reaktionen auf eine Vielzahl von Angriffen auf die konventionelle Landwirtschaft. Längst zugeschüttete Gräben sind wieder offen, geöffnet von einem Trommelfeuer unsachlicher Kritik, nicht zuletzt geäußert von denen, die von Wehland zu Recht als Heuchler bezeichnet werden. Der Arbeitskreis Ökologischer Landbau beim Bauernverband Schleswig-Holstein, dessen Aufgabe u.a. die Überwindung alter Gegensätze war, kann wieder von vorne anfangen. Unsere Botschaft an die 98% der konventionell wirtschaftenden Bauern: Es waren nicht die ökologisch wirtschaftenden Berufskollegen, die das Klima verschlechtert haben. Es waren vielmehr Leute außerhalb der Praxis, die es für richtig halten, Keile in die Landwirtschaft zu treiben.