Nr.13 vom 31.März 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

"Die Rückstandssituation bei Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft hat sich in den letzten Jahren nicht nennenswert verändert. Der sachgerechte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben durch die Anwender tragen dazu ebenso bei wie die regelmäßige Überprüfung von Stichproben durch die amtliche Lebensmittelüberwachung und die gezielten Untersuchungen des Monitoring-Programms. Die Altlasten von Rückständen der Organochlor-Verbindungen einschließlich der PCB in Lebensmitteln tierischer Herkunft haben inzwischen in den meisten Fällen sehr geringe Konzentrationen von nur wenigen pg/kg erreicht, die weit unterhalb der Höchstmengen liegen. Das Zusammenwirken aller Maßnahmen hat dazu geführt und wird auch weiterhin sicherstellen, dass der vorbeugende Gesundheitsschutz des Verbrauchers umfassend gewährleistet ist."

Das ist die Zusammenfassung des Kapitels über Rückstände von Pflanzenschutz- und Vorratsschutzmitteln im jüngst erschienenen "Ernährungsbericht 2000" der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. in Frankfurt a.M.. Der Ernährungsbericht wurde noch im Auftrage des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten herausgegeben. Und auch wenn die Häuser auf Grund einer als von BSE befallen diagnostizierten Kuh im schleswig-holsteinischen Hörsten umbenannt worden sind, ändert das an der unstrittigen hohen Kompetenz der Frankfurter Gesellschaft nichts. Man hat auch noch nichts davon gehört, dass sich die neue Ministerin Renate Künast etwa von dem Bericht distanziert hätte. Nimmt man einige ihrer Äußerungen der jüngsten Vergangenheit, muss man allerdings befürchten, dass sie ihn auch noch nicht gelesen hat.

Dem Frankfurter Bericht ist ein Zettel beigelegt mit folgendem Text: "Der Druck des Ernährungsberichts war bereits abgeschlossen, als bei einem deutschen Rind BSE festgestellt wurde. Textänderungen waren somit nicht mehr möglich." Die Damen und Herren von der Gesellschaft für Ernährung konnten also die neuesten Ereignisse in ihren Bericht nicht mehr aufnehmen. Um so mehr Beachtung verdient die Tatsache, dass sie aus ihrem Kapitel über BSE keinen Satz zurücknehmen müssen. Sie sind zur Lage in Deutschland zwar noch auf dem Stand der sechs Fälle bei importierten Rindern. Sie zogen daraus aber nicht den Schluss, in Deutschland gebe es kein BSE-Problem. Nein, der zusammenfassende Schlusssatz des BSE-Kapitels konnte nicht aktueller sein:

"Es ist weiterhin unumstrittenes Ziel der Forschung, einen Test zu entwickeln, mit dem eine BSE-Infektion am lebenden Tier in einem sehr frühen Infektionsstadium erkannt wird. Nur mit einem derartigen Test könnten unerkannt infizierte Tiere tatsächlich aus der Lebensmittelkette eliminiert und damit ein sicherer Verbraucherschutz sowie eine gezielte Bekämpfung von BSE in Rinderbeständen möglich werden."

Vor diesem Hintergrund mutet es fast gespenstisch an, wie schwer Forschungsinstitute es immer noch haben, von den Politikern die erforderlichen Geldmittel zu erlangen. Da wird ein Verbraucherschutzministerium gegründet, die eigentlichen Schwerpunkte werden aber nicht gesehen. Ihr Vorgänger hat den Ernährungsbericht selbst in Auftrag gegeben. Renate Künast sollte ihn jedenfalls lesen. Für einen ihrer großen Lösungsansätze, die Ausdehnung des Ökologischen Landbaus auf 20 % würde sie übrigens im Ernährungsbericht nicht einmal das Stichwort finden, und für andere Varianten zur Diskussion um eine völlig neue Agrarpolitik ebenfalls nicht.