Nr. 21 vom 26. Mai 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Die Erfolgsstory des Biodiesel ist beeindruckend. Widerstände gegen diese Entwicklung hat es immer wieder gegeben. Aber die ökologischen Vorteile und das damit verbundene allgemein gute Image waren stärker. Nennenswerten Widerstand gibt es nur noch aus zwei Lagern. Da ist einmal die Mineralölindustrie, was man wegen der Interessenlage nachvollziehen kann. Dazu kommt das Umweltbundesamt (UBA), was man nur schwer und nur mit viel Phantasie nachvollziehen kann. Die allzu weit hergeholte Lachgastheorie des UBA haben wir an dieser Stelle bereits früher ausführlich behandelt, heute soll es um eine aktuelle Stellungnahme der Mineralindustrie gehen.

Bedenkt man, dass zu den größten Verursachern der Kohlendioxydanreicherung in der Atmosphäre die Verbrennung von mineralischem Öl gehört, war es schon ziemlich starker Tobak, den der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, Peter Schlüter, jüngst der Öffentlichkeit anbot. Benzin und Diesel seien allen alternativen Energieträgern überlegen sagte er und nannte dafür drei Gründe, u.a. die "ständig verbesserte Umweltverträglichkeit". Eines wird und kann es trotz aller technischen Verbesserungen nicht geben: Beim Kohlendioxydproblem wird mineralischer Treibstoff niemals an die Vorteile der energetischen Nutzung von Biomasse heranreichen.

Und auch bei der zweiten Komponente der Umweltverträglichkeit, den Abgasen ist Biodiesel den mineralischen Treibstoffen weit überlegen. Unter den einzelnen Fraktionen der Abgase gibt es nur eine, bei der Benzin und Diesel die Nase ein klein wenig vorn haben, bei den Stickoxyden. Würde man die Motoren auf Biodiesel optimieren, wäre es umgekehrt. Bei allen übrigen Fraktionen derer mit krebsauslösender Wirkung ist der pflanzliche Treibstoff z.T. weit überlegen. Davon hat sich jetzt auch der US-Kongress überzeugen lassen. Auf Grund einer Untersuchung aus Albuquerque gilt jetzt auch in USA die Parole: "Biodiesel senkt Krebsgefahr". Bald dürfte Biodiesel in USA ebenso populär werden wie in Deutschland. Wir wollen nicht ausschließen, dass es der Technik irgendwann gelingt, die massiven Probleme des mineralischen Treibstoffs in diesen Bereichen zu verringern, aber zur Zeit ist das nicht gegeben, und deshalb sind die Aussagen von Schlüter schlicht nicht wahr.

In einem Punkt hatte Schlüter in gewisser Weise Recht. Biodiesel ist zwar nicht von der Mineralölsteuer befreit, wie er sagte, denn es ist nicht mineralisch und fällt deswegen nicht unter das betreffende Gesetz. Aber richtig ist, dass Mineralölsteuer nicht anfällt. Dem Finanzminister entgingen jährlich 100 Mio. DM, so Schlüter, was in der Größenordnung stimmt. Aber Schlüter "glaubt" dann weiter, dass "dieses Geld in der ökologischen Agrarwende besser angelegt wäre als in einem Kraftstoff dessen Zukunft bestenfalls als fraglich angesehen werden könne". Bedenkt man, dass vieles, was gegenwärtig unter dem Stichwort "Ökologische Agrarwende" diskutiert wird, auch ökologisch in die Kategorie "Hirngespinste" fällt, ist diese Aussage angesichts der handfesten ökologischen Vorteile des Biodiesels nicht minder starker Tobak.

Das weiß man natürlich auch bei der EU-Kommission. Deshalb werden die jüngsten Pläne aus Brüssel dem Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes wohl auch kaum gefallen. Durch den verstärkten Einsatz von Biodiesel und Agraralkohol will die Kommission die wachsende Kohlendioxydbelastung durch den Straßenverkehr verringern. Dies war ein Argument. Und dann war auch noch davon die Rede, dass der starke Anstieg der Spritpreise zeige, wie wichtig es sei, die Abhängigkeit von Erdöleinfuhren zu vermindern. 200000 zusätzliche Arbeitsplätze verspricht man sich außerdem schon von einem Biospritanteil von 2%. Brüssels Ziel sind 5% in zehn Jahren.