Nr. 34 vom 25. August 2001

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Im Februar diesen Jahres, auf dem Höhepunkt der BSE-Krise, haben wir uns an dieser Stelle zu dem Problem geäußert, dass in großem Umfang der Verbrauch von deutschem Rindfleisch zurück ging und durch importiertes Putenfleisch ersetzt wurde. Damals konnten wir nicht voraussehen, dass die Rindfleischpreise in den Läden sich schon bald erholen würden. Eben so wenig konnte man ahnen, dass dies mit keineswegs gleichermaßen steigenden Erzeugerpreisen für Rindfleisch einhergehen würde. Hier sind berechtigte harte Worte gesprochen worden, u.a. in Richtung Verarbeitung und Vermarktung. Es gibt aber auch einen Grund für diese unverständliche Diskrepanz, der der Politik anzulasten ist: für die menschliche Ernährung wertvolle Teile des Schlachtkörpers werden in einem Umfang weggeworfen, den man sich noch vor wenigen Jahren nicht hätte vorstellen können.

Und diese Mengen werden nach wie vor u.a. durch Putenfleisch ersetzt. Vielleicht ist dieser Vorgang z.T. auch nicht mehr umkehrbar. Wenn das aber so sein sollte, kann es doch nur eine vernünftige Konsequenz geben. Die heimische Produktion an Putenfleisch muss erhöht werden. Der Import von mehr als einem Drittel der verzehrten Menge ist nicht hinnehmbar, aus vielen Gründen. Unter den Gründen stehen der Tierschutz und die Sauberkeit der Produktion ganz vorne. Der Verband Deutscher Putenerzeuger hat es so gesagt: "Eine Diskreditierung der deutschen Produzenten wird zwangsläufig dazu führen, dass auf Fleisch ausgewichen wird, das aus Ländern eingeführt wird, in denen Tierschutz tatsächlich ein Fremdwort ist." Die "Diskreditierer" sind wieder einmal die Leute von Greenpeace. Und gemeint ist die "Stallbesetzung" bei der Firma Heidemark am 3. August 2001.

Als Grund für die Besetzung wurde angegeben, der Inhaber des betroffenen Unternehmens habe keine Gesprächsbereitschaft gezeigt nach dem Motto: "Wer nicht mit uns spricht, muss sich nicht wundern, dass wir ihm weh tun." Das ist in einem Staat, der meist als Rechtsstaat auftritt, schon für sich genommen haarsträubend. Im vorliegenden Fall kommt hinzu, dass der Vorwurf nicht stimmt. Erst in der Woche vor der Besetzung, so ist es vom Verband der Putenerzeuger zu erfahren, hat es Gespräche mit Greenpeace gegeben, an denen nicht nur Vertreter des Verbandes, sondern auch der Geschäftsführer des betroffenen Unternehmens teilnahm. Solche Gespräche werden also von Greenpeace offenbar dazu benutzt, um noch fehlende Informationen abzuschöpfen, die für eine schon lange vorher geplante Aktion noch gebraucht werden. Bezeichnend ist dabei auch, dass es ausgerechnet auf Grund einer Bitte von Greenpeace nicht zu einer Pressemitteilung über das Gespräch kam, offen bar nach dem Motto: "Die Presse wird nur von uns informiert und das zu einem Zeitpunkt, der zu unseren Spendendrückplänen passt." Hoffentlich hat die Presse aus diesem Vorgang einiges über den zukünftigen Umgang mit Greenpeace gelernt.

Die Haltung der Puten erfolgt in Deutschland auf Grund einer freiwilligen Vereinbarung, die von der deutschen Putenwirtschaft gemeinsam mit dem Tierschutz, u.a. dem Deutschen Tierschutzbund, und unter der Führung des Bundesverbraucherschutzministeriums erarbeitet worden ist. Im konkreten Fall wurde außer der Besetzung eine Reihe erfundener Vorwürfe in die Öffentlichkeit geleitet, z.B. über angeblichen "wochenlangen Antibiotikaeinsatz" und angeblich schlechten Gesundheitszustand der Tiere im besetzten Stall. Es sind dies Behauptungen über Abweichungen von der Vereinbarung, für die Greenpeace ganz offenbar keine Beweise hat.