Nr. 47 vom 24. November 2001

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

 

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

 

Logisch ?

Viele Jahre hat er für Greenpeace gearbeitet und heute leitet er das EPEA-Umweltinstitut in Hamburg. Von ihm stammt, vielleicht ein wenig unerwartet, ein bemerkenswertes Zitat zum Thema „Verzicht auf tierisches Protein“. In einem Interview, bei dem es um die Verfütterung von Tiermehl an Allesfresser ging, sagte er: „Hühnern und Schweinen, die ja bekanntlich Allesfresser sind, tierische Proteine, Calcium und Phosphor vorzuenthalten, ist Tierquälerei.“

 

Nun werden Menschen in der Regel nicht gezwungen, vegetarisch zu leben, so dass der Vorwurf der Menschenquälerei nicht passt. Freiwillig kann schließlich bei sich selbst jeder machen, was er für richtig hält. Aber bei aller physiologischen Ähnlichkeit von Mensch und Schwein, einige Unterschiede gibt es doch. Und einer besteht darin, dass der Alles(fr)esser Mensch etwas stärker in Richtung Fleischfresser geht als das Schwein. Wenn es also den Vorwurf der Menschenquälerei vom Ansatz her gäbe, hätte er physiologisch noch mehr Substanz als die Äußerung Braungarts. Bleibt die auch an dieser Stelle schon geäußerte Warnung vor vegetarischer Kinderernährung, die u.U. nach Braungart......

 

Vielleicht bröselt vor diesem Hintergrund auch die Fassade des vegetarischen Gutmenschentums, dass sich gerne damit brüstet, ökologischer zu sein als andere Lebensweisen. Als wenn es nicht viele andere und bessere Möglichkeiten gäbe, sich ökologisch vernünftig zu verhalten. Unphysiologisch ernähren muss man sich da wirklich nicht. Aber für Leute, die in ihrem Gutmenschentum alles meinen planen zu müssen, was nach ihrer Ansicht zum Wohl der Menschheit führt, war die Einsparung von Energie, Fläche etc. durch Verzicht auf Fleisch schon immer eine Versuchung bei der Suche nach einfachen Lösungsansätzen. Und auch wenn es nicht um das Wohl der gesamten Menschheit ging, sondern in dem Fall nur um das angebliche Heil eines einzigen Volkes, war es für Planer das Mittel der Wahl. In der Literatur über die Planungen zur Sicherung der Ernährung eines auf sich gestellten deutschen Volkes in der nationalsozialistischen Zeit wimmelt es von Vorschlägen auf flächensparende Ernährungsweisen mit Schwerpunkt Fleischverzicht. Interessante Hinweise hierzu finden wir in der Monographie von Diplomlandwirt  Fritz Müller, die vor einigen Jahr von der Kieler Fakultät veröffentlicht wurde.

 

Überhaupt, dieses Werk über die „Verwaltung des Hungers“ der Nachkriegszeit ist außerordentlich lesenswert. Müller, der in der Phase, bevor die deutsche Agrarverwaltung sich wieder formierte, als verlängerter Arm der Besatzungsmacht selbst hohe Verantwortung trug, weitet den Blick zum Thema Ernährungssicherung. Er macht deutlich, dass Hunger nicht etwas ist, was wegen der riesigen räumlichen Entfernung für uns kein Thema zu sein braucht. Und er zeichnet Bilder über die Ignoranz von Menschen, die sich mit Themen befassen, von denen sie zu wenig verstehen. Es ist eben alles schon einmal da gewesen. Damals waren es britische Verwaltungsleute, die schlicht die Erzeugungszahlen aus der Vorkriegszeit hochrechneten. Ohne die erforderlichen Düngemittel ließen die sich natürlich nicht halten. Aber für die Bauern, die ihre „Sollzahlen“ nicht erreichten, gab es ignorante Vorwürfe. Diejenigen, die das Sagen hatten, fielen über sie her und auch viele andere. Damals entstanden die später immer wieder erzählten Geschichten vom Teppich im Kuhstall etc. etc.. Man findet niemanden, der den Teppich wirklich gesehen hat, aber die Geschichte hat noch Jahrzehnte das Klima zwischen Stadt und Land belastet. Wie gesagt, es ist alles schon einmal da gewesen.