Nr. 51 vom 22. Dezember 2001

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

 

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

 

Logisch ?

 

Es ist ein alter Hut; die Verbraucher akzeptieren Eigenschaften und Herstellungsweisen bei Nahrungsmitteln um so eher, je klarer für sie der eigene Nutzen zu Tage tritt. Ob der produzierende Landwirt Kosten spart, ist dem Verbraucher so lange völlig egal wie er selbst es nicht am Preis merkt. Dieser eigene Nutzen kann so weit gehen, dass ein Nahrungsmittel eine ganze Reihe von kritikwürdigen Merkmalen haben kann, wenn aber durch seinen Genuss ein vorher plärrendes Kind zum selig lächelnden Wonnekloß wird, ist das auch in Form der erlangten Ruhe bei den Eltern ein eigener Nutzen. Die großen Hamburger-Ketten mögen ein noch so schlechtes Image haben, wer hat als Eltern noch nicht die zufrieden machende Wirkung bei den Kindern genutzt? Dieser meist fehlende eigene Nutzen ist das Problem bei Produkten aus gentechnologischer Züchtung. Hoffentlich bleibt eine jüngst von der CMA vorgelegte Studie unter diesem Vorzeichen nicht auch wieder ohne Wirkung auf die öffentliche Meinung. Es ging dabei um die Möglichkeiten mit Hilfe der Gentechnologie bei Nachwachsenden Rohstoffen positive Effekte zu erzielen.

 

Pflanzliche Öle und Fette – so die Studie - werden in Wasch- und Reinigungsmitteln, Seifen und Kosmetika sowie in Farben und Lacken, Textil- und Papierhilfsmitteln vielseitig eingesetzt. Für viele dieser Verwendungszwecke muss auf Importe wie Kokos- und Palmkernöl zurückgegriffen werden, da die in Deutschland angebauten Ölpflanzenarten, insbesondere Raps und Lein, nicht die benötigten Fettsäuremuster oder –gehalte aufweisen. Die Arbeiten zur gezielten Veränderung der Ölqualität bei Kulturpflanzen konzentrieren sich auf Raps. Bei Raps wird schon seit geraumer Zeit die Fettsäurebiosynthese züchterisch bearbeitet. In weltweiten Forschungsaktivitäten konnten Fettsäure-Varianten auf gentechnischem Wege entwickelt werden, die bis dahin auf konventionelle Weise nicht realisiert werden konnten. So ist bereits seit 1994 eine auf gentechnischem Wege entwickelte Rapssorte mit 40 % Laurinsäure im Samenöl für die kommerzielle Nutzung in den USA zugelassen. Weitere Bemühungen zielen darauf ab, Stearin- oder Ölsäure anzureichern. So konnten in den USA Raps-Linien mit bis zu 40 % Stearinsäure entwickelt werden. Zudem sind gentechnische Arbeiten zur Erzeugung Hoch-Ölsäure-haltigem (high oleic) und Niedrig-Linolensäure-haltigem Raps weit fortgeschritten.

 

In Deutschland wird an drei von der oleochemischen Industrie gewünschten Fettsäure-Varianten mittels gentechnologischer Methoden gearbeitet:

 

-          an langkettigen, ungesättigten Fettsäuren, insbesondere der Ölsäure (C 18:1) in Anteilen von möglichst über 90 %

-          an sehr langkettigen Fettsäuren, wie der Erucasäure (C 22:1) mit einem Anteil von mehr als 70 % am Gesamt-Fettsäuremuster und

-          an neuartigen kurz- und mittelkettigen Fettsäuren, insbesondere Caprin- Laurin- und Myristinsäure (C 10:0 bis C 14:0), die im herkömmlichen Rapsöl nicht in nennenswerten Anteilen enthalten ist.

 

Die nur langsam sich einstellenden Erfolge im Wettrennen bei Speiseöl zwischen  Raps und Oliven stimmen nicht optimistisch für denjenigen, der bei den neuen Entwicklungen im Non-Food-Bereich auf schnelle Erfolge setzt. Aber wenn es denn wieder die dicken Bretter sind, die man bohren muss, packen wir es an... . Die Produktion im eigenen Lande als „eigener Vorteil“ hat es zwar nicht leicht, aber aussichtslos scheint es auch nicht zu sein.