Nr. 12 vom 23. März 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Auf dem jüngsten Perspektiv-Forum des Deutschen Bauernverbandes zum Thema "Die Zukunft der Grünen Gentechnik in Deutschland – Einstieg oder Ausstieg?" waren sich fast alle Referenten von den anwesenden Abgeordneten über die Wissenschaft, die Verbrauchervertreter, die Sprecher der großen Zuchtunternehmen bis zum Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes über eines einig: Der Einstieg hat bereits stattgefunden und der Ausstieg ist angesichts der weltweiten Verbreitung gentechnisch veränderter Produkte nicht mehr realisierbar. Selbst der Vertreter der AGÖL, der Arbeitsgemeinschaft des Ökologischen Landbaus, machte da keine Ausnahme. Dr. Felix Prinz zu Löwenstein äußerte sich zwar kritisch zur Grünen Gentechnik, stellte sich der allgemein verbreiteten Einschätzung aber nicht entgegen. Sein Thema war die Frage, wie sich der Ökologische Landbau auch bei noch stärkerer Verbreitung von gentechnisch verändertem Material selbst davon freihalten kann. Die Tatsache der ansonsten immer stärkeren Verbreitung war für ihn nicht mehr Frage sondern Lage. Chancen formulierte er bei Absatzchancen seiner Betriebe mit der Werbeaussage "gentechnikfrei".

Sie haben oben richtig gelesen, "fast" alle waren sich einig. Es gab eine Ausnahme, die Vertreterin von Greenpeace. Sie zeichnete das Bild der angeblich großen Krise, in der nach ihren Ausführungen sich die Grüne Gentechnik befinde. Da gab es starke Worte wie z.B.: "Die Gentech-Konzerne wissen nicht, was sie tun." Während alle anderen, der eine mehr kritisch der andere mehr positiv, Fakten und Meinungen sorgfältig diskutierten, kannte Frau Behrens nur die angeblich große Krise der neuen Technologie und das vor dem Hintergrund von weltweit inzwischen über 50 Mio. ha Anbaufläche. Es wurde deutlich, was wir an dieser Stelle schon früher geäußert haben. Da wurde die Haltung einer Organisation vorgestellt, die ihre Schlussfolgerungen schon vor der Sammlung der Argumente gezogen hat, und das aus klar erkennbarer finanzieller Motivation. Der Klamauk um die Grüne Gentechnik ist eine der Lebensadern von Greenpeace, und so mussten selbst die misslungenen Versuche mit Petunien wieder herhalten. Da hatte vor zehn Jahren eine Pflanze anders reagiert, als es theoretisch erwartet worden war; als wenn es irgendwo eine Technologie gibt, bei der niemals Fehler aufgetreten sind. Gerade deswegen macht man doch Freilandversuche, gäbe es solche Phänomene wie damals bei den Petunien nicht, bräuchte man die Freilandversuche auch nicht.

Greenpeace kam in der ersten Runde zu Wort, und an der weiteren Veranstaltung beteiligte sich deren Vertreterin dann auch nicht mehr. Es ging nachfolgend um ganz konkrete Fragen; für Präsident Sonnleitner z.B. darum, die altbekannte These des Präsidiums des Deutschen Bauernverbandes darzustellen, wonach es für die deutsche Landwirtschaft einerseits darauf ankommt, dass sie nicht vom weltweiten Fortschritt abgekoppelt wird und dass sie andererseits auch nicht Waren produzieren sollte, die der Verbraucher nicht haben will. Sehr nachdrücklich forderte er sachlich und nicht politisch begründete Grenzwerte. Bei Lebens- und Futtermitteln sprach er sich für einen Grenzwert von 1% aus, bei Saat- und Pflanzgut für einen dazu passend niedrigeren Wert. Zur Frage der Kennzeichnung grenzte der Präsident sich in Übereinstimmung mit u.a. dem agrarischen Importhandel, der Mischfutterbranche und der Ernährungsindustrie sehr streng von der sogenannten Prozesskennzeichnung ab. Es macht nun einmal keinen Sinn, Waren nur deshalb zu kennzeichnen, weil irgendwann im Produktionsprozess einmal ein gentechnischer Vorgang mit im Spiel war. Wenn die Sache am Produkt nicht nachweisbar ist, ist sie auch nicht kontrollierbar. Zudem, was hätte der Verbraucher von einer solchen Kennzeichnung? Bei einer Prozesskennzeichnung müsste schon heute die Masse aller verarbeiteten Waren gekennzeichnet werden, weil Fermente aus gentechnischer Herstellung quasi allgegenwärtig sind.