Nr. 28 vom 13. Juli 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Nicht wenige Landwirte möchten auch zukünftig ohne gentechnisch verändertes Saatgut auskommen. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob ökologisch oder konventionell gewirtschaftet wird, die Zahl der konventionellen in dieser Kategorie ist sogar bedeutend größer. Und wenn man bedenkt, wie groß die Zahl der reinen Grünlandbauern in dieser Gruppe ist, gibt es sehr viele, für die die Gentechnologie in ihrem eigenen Anbau noch auf viele Jahre überhaupt kein Thema sein wird. Aber es gibt eben auch nicht wenige Landwirte, wie z.B. Zuckerrübenanbauer in bestimmten Befallsgebieten, die der Gentechnologie mit positiven Erwartungen entgegen sehen.

Wenn die Bedingungen stimmen, und damit sind u.a. vernünftige Grenzwerte bzw. Schwellenwerte gemeint, ist es in Deutschland und in ganz Europa möglich, unter dem Stichwort Koexistenz nebeneinander Landbau mit und ohne Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen zu betreiben. Wenn die europäische Land- und Agrarwirtschaft nicht den Anschluss im internationalen Wettbewerb verlieren will, ist dieses Nebeneinander aufgrund der internationalen Handelsverflechtungen und der Importe von gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln notwendig. Erwarten muss man gegenseitigen Respekt der beiden Denkrichtungen.

In diesem Zusammenhang muss man auch sehen, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung steigt. Wenn angesichts der klaren Entwicklungen in Übersee seit Jahren die Aussage gemacht wird, dass die Grüne Gentechnik auch bei uns kommen wird, stand über Jahre bei Umfragen in Deutschland die höhere Zahl der Gegner dem in gewisser Weise entgegen. Von 1994 bis 1998 waren die Zahlen konstant: 34% dagegen, 25% dafür, der Rest unentschlossen. Dann kamen die Kurven in Bewegung, und im Jahr 2001 kam der große Meinungsumschwung. Allensbach ermittelte Ende 2001 44% Befürworter und 19% Gegner. Wie man leicht errechnen kann, hat auch die Zahl der Unentschlossenen abgenommen. Vor diesem Hintergrund kann man inzwischen auch bei uns keine Zweifel mehr haben, dass die Grüne Gentechnik kommen wird.

Jetzt also (s.o.) geht es um die Schaffung vernünftiger Grenzwerte und um mehr Forschung zur Schaffung hoher Sicherheitsstandards in jedem Einzelfall. Unsere Bevölkerung scheint die Standards des amerikanischen Doppelkontinents nicht akzeptieren zu wollen, dagegen kann man kaum etwas haben, zumal der Kunde ohnehin König ist. Von der Seite der Befürworter der Gentechnik gibt es hiergegen und gegen entsprechende Anbauversuche keine Vorbehalte. Noch weniger sollte das eigentlich bei denjenigen der Fall sein, die auf Grund ihrer Sicherbedenken bisher zu den Gegnern zählten, zumal, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren wollen. So fragt man sich, aus welchem Lager die unbekannt gebliebenen Täter stammen, die auch in diesem Jahr wieder an zwei verschiedenen Standorten in Deutschland Anbauversuche zur Sicherheitsforschung zerstört haben. Im März waren Versuchsfelder der Biologischen Bundesanstalt (BBA) zur Sicherheitsforschung an gentechnisch verändertem Raps verwüstet worden. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni zerstörten Unbekannte ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Versuchsfeld der BBA am Standort Dahnsdorf bei Berlin. Hier ging es um Versuche mit gesundheitsfördernden Stoffen, nämlich Ballaststoffen in Kartoffeln. Wer soll dies zudem feige Vorgehen der Täter noch verstehen?