Nr. 44 vom 2. November 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Von 1995 bis 2001 war er Geschäftsführer von Greenpeace International. Wenn in diesen Jahren ein Futtermittelwerk, das den "Ansprüchen" seiner Organisation nicht genügte durch Silobesteigung, ein Sojafrachter durch verschiedene Arten von Belästigung oder der Appetit der Japaner auf Walfleisch durch wieder andere Aktivitäten gebremst wurde, war es zu großen Teilen sein Werk bzw. von ihm organisiert. Thilo Bode, Volkswirt und Soziologe seines Zeichens, hat nach seinem Ausscheiden bei der Regenbogenfirma ein Jahr - wie er selbst sagt - entspannt gelebt. Er habe Vorlesungen an der Uni gehört, selbst Vorträge gehalten und Zeit gehabt, "nachzudenken".

Dabei ist ihm ein Gedanke gekommen, nämlich eine neue Organisation zu gründen. "Foodwatch" nennt er sie. Sie wird im wesentlichen wohl ähnliche Dinge machen wie Greenpeace. Aber Bode sagt, es habe bisher keine unabhängige Stimme gegeben - so waren seine Worte in einer Illustrierten abgedruckt - die offensiv Verbraucherinteressen vertrete. "Keine" heißt denn ja wohl, dass er das auch seinem alten Brötchengeber nicht bescheinigen möchte. Und auch die Verbraucherorganisationen, in Deutschland mit der früheren schleswig-holsteinischen Umweltministerin Hedda Müller an der Spitze, scheinen danach nicht "mit unabhängiger Stimme ... Verbraucherinteressen" zu vertreten. So wird man, wenn Bode Recht haben sollte, auch der Vielzahl von Ökotest-Instituten diese Eigenschaft absprechen müssen. Es ist schon auffällig, wie hier ein Mann seine neue Tätigkeit mit einem Rundumschlag an Diskriminierungen beginnt. In dem einen oder anderen Fall mag er ja richtig liegen, aber doch nicht in der Breite der Aussage und der Absolutheit, mit der er sich äußerte.

Ein Journalist sprach ihn in dem Zusammenhang auf das grüne Verbraucherschutzministerium an. Warum er dem nicht einfach diese Arbeit überlasse. Dazu Bode. "Die Agrar-, Futtermittel- und Pharmaindustrie ist so stark organisiert, dass die Politik ohne Druck der Bürger machtlos ist", und "Druck der Bürger", das will dann wohl zukünftig er organisieren. Es wird interessant sein, wie er das auch in Konkurrenz zu seiner alten Firma machen wird. Es scheint da einen inzwischen umkämpften Markt zu geben. Der neue "Jungunternehmer" wurde auch gefragt, wie er das im einzelnen gestalten wolle. Darauf Bode: "Viele sagen, als Einzelner kann man nichts verändern. Aber alle Verbraucher zusammen sind ein ,schlafender Riese' Sie können sich wehren, indem sie bestimmte Produkte kaufen und andere boykottieren. es gibt vielfältige Möglichkeiten, Ernährung, Ethik, Umwelt und moderne Lebensweise besser unter einen Hut zu bekommen. Diese Ansätze wollen wir bekannt machen."

Das Anfangskapital hat nach Bodes Worten die auch erst vor gar nicht so langer Zeit gegründete "Zukunftsstiftung Landwirtschaft" bereit gestellt. Diese Stiftung fördert , so ist es auf ihrer Homepage nachzulesen, wegweisende Projekte der ökologisch und sozial nachhaltigen Landbewirtschaftung.

"Sie engagiert sich außerdem in der öffentlichen Diskussion mit dem Ziel, die biologische Landwirtschaft als Leitbild künftiger Agrarpolitik zu etablieren und fortzuentwickeln. Ihr Ziel ist eine lebendige und zukunftsorientierte Entwicklung von Wirtschaft und Kultur, in der Stadt und Land einander befruchten. Wir alle brauchen gute, gesunde Lebensmittel und wollen uns in vielfältigen, liebenswerten und ökologisch intakten Landschaften beheimatet fühlen. Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft wird getragen von Persönlichkeiten und Unternehmen, die schöne und produktive Kulturlandschaften pflegen und in der globalen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft fortentwickeln und gestalten wollen." Soweit der O-Ton der Stiftung. Warten wir das Ganze ab.