Nr. 47 vom 23. November 2002

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Frau Dr. Ina Walenda bezeichnet sich als "Referentin für Landwirtschaft" beim BUND. 97 % der Bauern beschimpft sie aber massiv; so bekommen die Worte "Referentin für..." einen eigenartigen Sinn. "Bekanntermaßen" sei gerade die konventionelle Landwirtschaft unter anderem aufgrund des Einsatzes von leichtlöslichen Mineraldüngern und chemisch - synthetischen Pflanzenbehandlungsmitteln sowie aufgrund ihres Energieverbrauches "einer der größten Belastungsfaktoren für unsere Umwelt." Wir wissen: Besonders die Mineraldüngung ist gut dosiert, und auch der chemische Pflanzenschutz gehört sicher nicht zu den größten Belastungsfaktoren. Und zur Behauptung vom angeblich zu hohen Energieverbrauch: Es wird gut 10mal mehr Energie erzeugt als verbraucht. Per Saldo ist die Landwirtschaft nicht Verbraucher, sondern Erzeuger von Energie und dies um so effektiver, je intensiver sie wirtschaftet. Aber selbst wenn wir nur auf die Energieaufwendungen schauen: Die Landwirtschaft verbraucht auf 66 % der Landesfläche weniger Energie als die Bewohner von Kiel auf 0,7 % der Fläche. Im Energiewert von Heizöl oder Benzin sind es bei der Landwirtschaft etwa 300000 t. So kämen auf jeden der 243000 Kieler gut 1200 Liter. Damit fährt ein Auto 15000 km. Es hat zwar nicht jeder in Kiel ein Auto, gleichwohl bliebe so manche Wohnung kalt, wollten die Kieler mit dem Energieverbrauch der schleswig-holsteinischen Bauern auskommen. Und, Energie erzeugen, das tun die Hauptstädter praktisch gar nicht.

Bei einem Thema spricht Walenda wörtlich von "Abscheu und Verachtung". Wer sich für die energetische Nutzung von Getreidekörnern einsetzt, wird von ihr und damit vom BUND "angesichts des Hungers in der Welt" verabscheut und verachtet. Gänzlich unstrittig ist doch wohl zunächst, dass Getreide mit überhöhten Gehalten an Mykotoxinen am besten im Ofen verwertet wird. Die Landtagsabgeordnete Dr. Happach-Kasan hat es mit ihrer parlamentarischer Anfrage so gesagt: "Mit welcher Begründung hat die Landesregierung der thermischen Verwertung von Müsli zugestimmt… das aufgrund einer Chloramphenicolbelastung ebenfalls nicht für den Verzehr geeignet war und das im Wesentlichen aus Getreide besteht, während sie jetzt die thermische Verwertung von auf andere Weise als Nahrungsmittel bzw. für die Verfütterung ungeeignetem Getreide ablehnt?"

Hätte Frau Dr. Walenda sich informiert, wüsste sie, dass die Ethik-Diskussion gerade innerhalb der Landwirtschaft besonders intensiv geführt wurde. Die Gremien des Verbandes haben es sich nicht leicht gemacht, als sie sich mit der energetischen Nutzung von für Futter und Nahrung geeignetem Getreide befassten und zu einem bejahenden Ergebnis kamen. Und selbstverständlich ist das nur dann und solange zu vertreten, wie für Hungerhilfeaktionen genug Getreide zur Verfügung steht. Mit einem so harten Vorwurf aufzufahren, ist vor diesem Hintergrund unglaublich. Wenn der schleswig-holsteinische BUND etwas gegen den Hunger in der Dritten Welt tun will, braucht er nur Getreide zu kaufen und es dort hin zu bringen. Es ist genug da, auch wenn zukünftig die eine oder andere Partie verheizt werden sollte.

Zur energetischen Nutzung von Biomasse wird von uns selbstverständlich und mit Recht auch in Richtung Klimaschutz argumentiert. Es scheint nur ein Unterschied darin zu bestehen, ob es der Bauernverband oder der BUND macht. Beim Bauernverband bezeichnet Frau Dr. Walenda es als "moralisches Alibi", als vorgeschoben und als "Ausdruck tiefer Ratlosigkeit". Wer sich umgekehrt über die Arbeitsweise des BUND informieren will, findet einen interessanten Hinweis im Novemberheft der Zeitschrift Ökotest unter der Rubrik "Ökospenden zwischen Biotop und Sumpf". Im Jahre 2000 sammelte der BUND zum Zweck des Landkaufs für Naturschutzflächen im Bereich der ehemaligen Zonengrenze 390000 Mark ein, aber "lediglich schlappe 45000 Mark flossen in den Kauf von Flächen", so die Testzeitschrift. Greenpeace schnitt bei diesem Test übrigens deutlich besser ab.