Nr. 8 vom 22. Februar 2003

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Präsident Steensen hat sich mit aller Deutlichkeit an die zuständigen Ministerinnen Künast und Moser gewandt mit der Bitte, sich mehr um die Qualität importierter Nahrungsmittel zu kümmern. Speziell am von ihm hervorgehobenen Beispiel des Getreides aus der Ukraine kann man es sehr deutlich machen. Die Forderung nach höchster Qualität darf nicht nur für die Produkte der eigenen Landwirtschaft gelten. Getreide aus dem Land des Reaktorunfalls von Tschernobyl und aus einem der vielen Länder, in denen Methoden erlaubt sind, die bei uns nicht nur verboten sondern längst vergessen sind, muss stärker kontrolliert werden als bisher. Und das hoffentlich auch auf Stoffe, die bei uns nicht angewendet werden.

Man kann solche Importe buchstäblich gar nicht genug kontrollieren. Alle Kontrollen und Dokumentationen, die sich bei uns auf die Produktqualität beziehen, kann man auch bei Importen gleichermaßen durchführen. Kontrollen, die sich auf die sogenannte Prozessqualität beziehen, sind bei den meisten Importen allerdings schlicht unmöglich. Zusagen über behauptete Maßnahmen aus der Vergangenheit nachträglich zu überprüfen, ist meist nicht möglich. Die Länder, die uns mit Nahrungsmitteln beliefern, behaupten oft auch gar nicht, dass bei ihnen die Prozesse so sind, wie man es bei uns fordert. Tschechien und Ungarn sagen ganz offen, wie klein bei ihnen die Käfige der Legehennen sind. Solange das Ei bei uns erzeugt wird, spielt Wettbewerbsfähigkeit für die verantwortlichen Politiker keine Rolle. Werden die Eier erst woanders produziert, spielt dann plötzlich der Tierschutz keine Rolle mehr.

Ein besonders krasses Beispiel von Gleichgültigkeit bei der Prozessqualität importierter Nahrungsmittel ging jüngst durch die Presse. Für die heimische Variante heißt es hierzu aus dem Bundesamt für Naturschutz wie folgt: "Europäische Frösche gelten laut Bundesartenschutzabkommen als geschützte Arten und dürfen nicht für kommerzielle Zwecke gezüchtet oder gefangen werden." In den Restaurants bestimmter Bevölkerungskreise, die sich selbst gelegentlich für die höheren Kreise halten, sieht die Wirklichkeit der Speisekarten dann ganz anders aus. Knusprig gebraten, mit Petersilie und Knoblauch gilt das weisse Fleisch der Frösche als Delikatesse. Früher gehörte es zum guten Ton, Froschschenkel in Restaurants zu boykottieren, das ist längst vorbei. Verbrauchssteigerungen von einem Jahr zum nächsten in der Größenordnung von 300 Prozent registriert das Statistische Bundesamt. Meist kommen sie aus Indonesien, wo man den Tieren bei lebendigen Leib die Haut abzieht und die Schenkel ausreißt, nach dem Motto "Warum ein Tier betäuben, das sowieso kurz darauf tot ist". Übrigens, der noch einige Zeit lebendige Rest wird angeblich als Abfall weggeworfen, Sterben im Zustand des Abfalls. Und selbst in den USA, wenn auch in einem Restaurant von Chinatown in San Franzisko, kann der Tourist sich ekeln, wenn er sieht, wie Frösche aufbewahrt werden, einige lebend, einige schon erstickt, ca. einen halben Meter alle übereinander in einem Bassin fast ohne Wasser.

Man mag sich über die Schizophrenie derer geärgert haben, die aus Angst vor BSE von heimischem Rindfleisch auf importiertes Geflügelfleisch überwechselten. In einer großen Sonntagszeitung war jüngst etwas weit Schlimmeres zu lesen, im Jahr 2001 habe "die Angst der Europäer vor dem Rinderwahn die Nachfrage nach Fröschen so stark erhöht, dass das ökologische Gleichgewicht in der nordchinesischen Provinz Hebei in Gefahr geriet, so dass die Regierung Verkaufs- und Exportverbote für Froschprodukte verhängte".