Nr. 10 vom 8. März 2003

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor: Dr. Hans Peter Stamp

Logisch ?

Jüngst, auf einer Internationalen Konferenz, war es eine Vertreterin des WWF, die über das veränderte Umweltbewusstsein sprach. Ähnliche Töne kann man heute bei den verschiedensten Angelegenheiten hören. Die Vertreterin des World Wide Fund for Nature sagte, das Umweltbewusstsein sei auf dem Rückzug. Andere Themen, wie Arbeitslosigkeit, Staatsfinanzen, Terrorismusbekämpfung etc hätten heute Vorrang. Richtig ist an dieser Aussage eines: die genannten anderen Themen beherrschen zur Zeit wirklich mehr als das Thema Umwelt die öffentliche Diskussion. Aber was hat das mit dem Umweltbewusstsein zu tun?

Viele verstehen unter Umweltbewusstsein die Tendenz, im Umweltbereich alles negativ darzustellen und in allen Bereichen immer mehr als bisher für die Umwelt tun zu müssen. Diese Art zu denken, hat sich fest eingegraben. Wer nur das Erreichte erhalten will oder nur kleine Fortschritte erreicht, hat nach dieser Lesart kein Umweltbewusstsein. Eines ist nicht zu bestreiten, wir haben in fast allen Lebensbereichen und nicht zuletzt in der Landwirtschaft beachtliche Umweltstandards erreicht. Die bisher erreichten Standards werden auch, zumindest in der Landwirtschaft, nicht in Frage gestellt. Was von vielen heute in Frage gestellt wird, ist die Tendenz immer noch mehr machen zu wollen und das bisher erreichte nicht zur Kenntnis zu nehmen. Die Luft ist reiner geworden, die Gewässer sind reiner. Man könnte diese Liste beliebig fortsetzen. Hierzu lohnt es sich, in dem Buch "Apokalypse No!" von Björn Lomborg nachzulesen. Aber bleiben wir bei unserem eigenen Bereich, der Landwirtschaft. Wenn man richtig sucht, wie es z.B. im Modellprojekt Integrierter Landbau in Rade bei Rendsburg geschehen ist, stößt man auf eine erstaunliche Artenvielfalt auf engsten Raum. Die uns immer wieder vorgeworfenen Belastungen des Grundwassers lassen sich bei Pflanzenschutzmitteln so gut wie überhaupt nicht mehr belegen und bei Nitrat haben wir geringere Probleme als andere Länder. Wenn der bei uns übliche Westwind über Schleswig-Holstein streicht, enthält er von Westen nach Osten abnehmende und nicht etwa zunehmende Belastungswerte mit Stickstoff.

Die Gewässer sehen unstreitig besser aus, und das liegt nicht nur – wie vielfach behauptet wird – an der Nachrüstung der Klärwerke, sondern auch daran, dass das Verhältnis zwischen Eintrag von Nährstoffen in die Fläche und Entzug von Nährstoffen in den letzten Jahren immer günstiger geworden ist. Mit dem letzten Satz ist der zugehörige Leserbrief wahrscheinlich schon in Arbeit gegeben worden. Nehmen wir ihn vorweg: Der prozentuale Anteil der Landwirtschaft ist womöglich gestiegen, weil es leichter ist, ein Klärwerk nachzurüsten, als in der Landwirtschaft vergleichbar schnell Fortschritte zu erzielen. Aber das Gewässer interessieren nicht Werte in % sondern in kg. Bleiben nur noch die Leute, die meinen, die Böden vor den Bauern schützen zu müssen. Sie wollen oder können nicht begreifen, dass der Bodendruck nicht eine unmittelbare Funktion des Gewichtes von Schlepper und Gerät ist, sondern dass es um den Druck pro Flächeneinheit geht und darum, wie oft gefahren wird. Ortstein auf der Geest und Knickschichten in der Marsch findet man nur noch selten, die Situation im Bereich der Bodenverdichtung hat sich deutlich gebessert.

Aber, die Erosion.... Auch hier haben wir gewaltige Erfolge zu verzeichnen. Die Maßnahmen gegen Winderosion in den 50er Jahren scheinen schon vergessen zu sein. Nehmen wir ein aktuelleres Beispiel: Dadurch, dass Zuckerrüben heutzutage auf dem Feld gereinigt werden, bleibt soviel Boden im Gegensatz zu früher auf den Feldern, dass es sich lohnt, allein deswegen den Taschenrechner in Betrieb zu nehmen. So kommen immer neue Beispiele hinzu, die belegen, dass es uns nicht nur um die Erhaltung des Erreichten geht, obgleich auch das allein schon das Wort Umweltbewusstsein verdienen würde.