Nr. 8 vom 25. Februar 1995

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Diskussionen im Landesnaturschutzverband und zwischen Naturschutzverbänden haben in jüngster Zeit nicht nur in lebhafter Form stattgefunden, sondern auch ihren Niederschlag in den öffentlichen Medien gefunden. Dabei geht es unter anderem um die leidige Diskussion über angebliche Naturnutzer und Naturschützer. Es sei hierzu das Wort von Wilhelm Nehlsen ein zweites Mal an dieser Stelle zitiert, weil es diese Diskussion so schön auf ihren unlogischen Punkt bringt: "Naturnutzer ist derjenige, der die Milch produziert, und Naturschützer ist derjenige, der die Milch austrinkt."

Selbstverständlich gibt es niemanden, der auch Naturnutzer ist, und Naturschützer sollten wir möglichst alle sein. Es gibt zu dieser Frage erfreuliche Signale von vielen Repräsentanten des sogenannten hauptamtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes. Diese Signale und eine zunehmende Bereitschaft zur Zusammenarbeit vor Ort geben zu Optimismus Anlass.

Auf einer Tagung wurde es jüngst so formuliert: "Auch die Mitglieder von Naturschutzverbänden wollen Erfolge sehen. Wenn immer nur über Misserfolge geredet wird, laufen die Mitglieder den Naturschutzverbänden weg."

In der Tat, auf Dauer kann man nur mit Kassandra-Meldungen keine leistungsbereiten Mitstreiter bei der Stange halten. Es gab vor Jahren im Naturschutz ein Denkschema, das sich jedoch überlebt hat: Dieses Schema sah so aus, dass man nur dann in die Schlagzeilen kommt, wenn man Spektakuläres zu berichten hat, und dass dieses besonders leicht ist, wenn das Spektakuläre auch noch negativ ist. Soweit es um die Rolle der Presse in dieser Frage geht, hat sich das Bild auch tatsächlich noch nicht vollständig überlebt. Aber es trägt nicht mehr die Arbeit von Naturschutzverbänden, jedenfalls nicht die breite Basis dieser Verbände. Wir haben heute gelegentlich das eigenartige Bild, dass Verbandsführungen noch nach den alten Rezepten verfahren, aber die von ihnen angegriffenen "Naturnutzer" längst friedlich und sachlich mit der Basis der Naturschutzverbände zusammenarbeiten.

Und diese Zusammenarbeit ist für den Naturschutz so unendlich wichtig. Wer die Positionen eines Nutzers nicht wirklich kennt, und zwar in dem Sinne, dass er sie fachlich durchdrungen hat, kann sich auch mit Belastungen durch die betreffende Nutzung nicht sachlich auseinandersetzen. Und um es für die Landwirtschaft konkret zu machen: Landwirte sind zu allem bereit, was ihnen überzeugend dargebracht wird. Das einzige, worauf sie sich nicht einlassen können, ist der Verlust der Konkurrenzfähigkeit. Mit einem nicht mehr konkurrenzfähigen Landwirt ist aber auch dem Naturschutz nicht geholfen. Denn für den Naturschutz bedeutet dies lediglich, dass er über kurz oder lang nicht mehr mit diesem Landwirt, sondern mit einem anderen zu tun hat.