Nr. 26 vom 1. Juli 1995

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Zeitungsjournalisten im Sommerloch haben manchmal etwas Mitleiderregendes. Sie handeln dann mit alten Hüten. Ein besonders auffälliges Beispiel gab es vor wenigen Tagen in einem der schleswig-holsteinischen Blätter, in dem ein uralter Vorschlag eines Umweltverbandes noch einmal für eine Schlagzeile herhalten musste. Selbst das Umweltministerium in Kiel hat diese Geschichte denn auch als alten Hut bezeichnet. Worum ging es?

Es, ging um die alte Story von der Eutrophierung der Nordsee. Mit Bildern aus früheren Jahren und den alten Klischees musste die Landwirtschaft wieder einmal als Sündenbock herhalten.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Gehalte an Stickstoff und Phosphor sind in der Nordsee in den letzten Jahren gestiegen. Auch wenn sie im Mittel der Nordsee immer noch unter den natürlichen Gehalten des Nordatlantiks liegen, ist dies keineswegs eine natürliche Entwicklung. Es ist vielmehr eine Entwicklung, der man sich entgegenstellen muss. Aber zwei Aspekte haben die Urheber der jüngsten Sommerloch-Kampagne nun wirklich übersehen:

- Die Leistungen der Landwirtschaft zur Verminderung der Nährstoffausträge sind wirklich beachtlich. Auch wenn vielleicht nicht jeder Journalist das "Bauernblatt" liest, vor zwei Wochen an dieser Stelle hätten die eben genannten Urheber dies im einzelnen nachlesen können.

- Völlig falsch liegen sie schließlich darin, das Schwergewicht nicht auf die Kläranlagen, sondern auf den landwirtschaftlichen Bereich zu lenken. Eines ist nun wirklich sicher: Vergleicht man die im landwirtschaftlichen Betrieb verbleibenden Pflanzennährstoffe mit denen, die in Verbraucherhand gelangen, so ist die Verschwendung (die nicht im Rahmen der bedarfsgerechten Düngung verwendeten Mengen) bei den Nährstoffen aus Verbraucherhand bedeutend größer.

Letztlich kommen zwar auch große Teile der menschlichen Abfälle aus landwirtschaftlicher Erzeugung. Zu nennen sind hier in erster Linie die menschlichen Fäkalien, die Speisereste, aber auch so manches andere. Nur die hierin enthaltenen Nährstoffe sind für Vermeidungsstrategien im Bereich der Landwirtschaft nur zu einem sehr geringen Teil zugänglich. Bei diesem sehr geringen Teil handelt es sich um den Klärschlamm, den man für die Nahrungsmittelproduktion aber derzeit auch kaum empfehlen kann. Der allergrößte Teil der menschlichen Abfälle, wenn auch letztlich aus landwirtschaftlicher Erzeugung, landet nicht im Klärschlamm, sondern irgendwo ...