Nr. 3 vom 20. Januar 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Selbstverständlich kann man bei der Schweinemast nicht mehr Energie herausholen als man hineingesteckt hat. Im Gegenteil, die Schweine brauchen Energie für ihren Stoffwechsel, für alle Körperbewegungen und schließlich ist auch nur ein Teil der Energie im Futter für die Schweine zugänglich, sprich verdaulich.

Es kommt hinzu, dass nur ein Teil des geschlachteten Schweins verwertbar ist, und auch die nicht verwertbaren Teile haben Energie gekostet. So ist der Energiewert des am Ende gewonnenen Schweinefleisches erheblich niedriger als der Energiewert des aufgewandten Futters und die Energiebilanz damit selbstverständlich negativ.

Aber halt, wer dieses Kapitel so abschließt, ist letztlich schon ein Opfer der voreingenommenen Kritiker des Fleischverbrauches geworden. Eines wird bei einer derartigen Betrachtungsweise nämlich übersehen, dass zur Schweineerzeugung auch die Futtererzeugung gehört und beides Teile der Landwirtschaft insgesamt sind. Die Futtererzeugung schließlich hat eine so hervorragende Energiebilanz, und wenn man beides zusammen nimmt, bleibt die Energiebilanz eindeutig positiv.

In Zahlen sieht das so aus: Um den Futterertrag von 1 ha Getreide erzeugen zu können, braucht ein Landwirt, der Schweinegülle zur Düngung einsetzen kann, den Energiewert von weniger als 200 1 Heizöl. Wenn er dann 80 dt Futtergetreide erzeugt, das erzeugte Stroh und dessen Energiewert sogar ungerechnet, kann er damit 25 Mastschweine erzeugen. Der Energiewert des dabei anfallenden verwertbaren Fleisches ist um das Drei- bis Fünffache höher als der Energiewert von 200 1 Heizöl. Die Erzeugung von Schweinefleisch im geschlossenen System ist damit auch energetisch eine attraktive Sache. Es gibt kaum einen vernünftigen Grund, dies anders zu sehen, wenn Futtererzeuger und Schweinemäster nicht dieselbe Person sind.

Lassen wir uns also nicht von unseren Kritikern aufs Glatteis führen. Vielfach vertreten sie nur ihre vorgefassten Meinungen und schrecken nicht einmal davor zurück, an die Stelle von Schweinefleisch Empfehlungen für das Eiweiß von Fischen aus der Hochseefischerei zu setzen. Bei Hochseefischen ist die Energiebilanz aber wirklich negativ, und zwar im Verhältnis 1:2 bis 1:4. Unseren Kritikern, die sich so verhalten, müssen wir zumindest empfehlen, an die Stelle von Fischen aus der Hochseefischerei die Produkte unserer Teichwirte, Binnenfischer oder Küstenfischer zu setzen, die wesentlich bessere Energiebilanzen aufzuweisen haben. Im Hinblick auf Energiebilanzen sollten sie allerdings besser auf Schweinefleisch zurückgreifen.

Besser noch empfehlen wir ihnen, bei einer so wichtigen Frage wie der Proteinversorgung des Menschen überhaupt nicht auf Energiebilanzen abzustellen. Alle Sorten Fleisch und daneben verschiedene Sorten Fisch zu verzehren ist eine wichtige Voraussetzung für vollwertige Ernährung, und darauf sollte es in erster Linie ankommen. Wir haben genug Gelegenheit, beim Heizen, Autofahren etc. Energiebewusstsein zu zeigen. Wer es dennoch auch beim Fleischverzehr nicht lassen kann, erhält von uns den Tipp, sein Fleisch aus der Produktikon deutscher Bauern zu beziehen, denn dann spart er auf jeden Fall unnötige Transportenergie.