Nr. 6 vom 10. Februar 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Auf einer gemeinsamen Veranstaltung des BUND und des Pinneberger Kreisbauernverbandes ereignete sich jüngst das, was wir so häufig erleben: Ein offizieller Vertreter und Referent des BUND trug einen langen Anklagekatalog gegen die Landwirtschaft vor. Darunter waren so viele falsche Anschuldigungen und so viele Vorwürfe, die zumindest nicht für die schleswig-holsteinische Landwirtschaft zutreffen und für die der Referent deshalb auch Beispiele von anderswo anführen musste, dass es geradezu erschreckend war. Den anwesenden Landwirten wurde klar, was die Vertreter der Umweltverbände sich gegenseitig erzählen und wie die meist hässliche Stimmung gegen die Landwirtschaft zustande kommt und immer neue Nahrung erhält.

Hier waren die Landwirte nun selbst dabei und wussten es besser. In Schleswig-Holstein sei das Knicknetz seit den 50er Jahren von 80 000 km auf 45 000 km geschrumpft, so der Referent. Soweit stimmt es noch.

Aber dann: Durch diesen Rückgang des Knicknetzes habe Schleswig-Holstein erhebliche Probleme mit der Bodenerosion durch Wind bekommen. Im Gegenteil:

- In Schleswig-Holstein sind die Probleme durch Winderosion im Vergleich zu den 50er Jahren nicht größer, sondern geringer geworden. Sie sind sogar bedeutend geringer geworden. Krasse Beispiele, die mancher aus den 50er Jahren erinnert, gibt es kaum noch. Hier sei daran erinnert, dass gelegentlich Hecktore nicht mehr geöffnet werden konnten, weil sie sich in einer Sanddüne befanden. Wo gibt es so etwas in Schleswig-Holstein heute noch?

- Es gibt in Schleswig-Holstein Gebiete, die für Winderosion anfällig sind und solche, die es nicht sind. Wenig anfällig sind die Gegenden mit guten Böden und vergleichsweise geringen Windstärken. Gerade, in diesen Gegenden aber hat sich überwiegend der Rückgang des Knicknetzes vollzogen, nämlich im östlichen Hügelland.

- Anfällig für Winderosion sind die leichten Böden, und dies vornehmlich in der westlichen Hälfte unseres Landes, besonders dort, wo Schleswig-Holstein nur schmal ist, im Landesteil Schleswig. Dort aber sind während der Jahre, in denen im östlichen Hügelland das Knicknetz reduziert wurde, Windschutzanpflanzungen, wenn auch meist nicht als Knicks, sondern ebenerdig, in großem Stil entstanden. Die älteren unter uns erinnern sich an das Programm Nord und seine segensreichen Maßnahmen noch gut.

- In den für Winderosion anfälligen Gebieten hat sich noch weiteres ereignet, was ein Mann, der als Vertreter eines großen Umweltverbandes als angeblicher Fachmann zu landwirtschaftlichen Fragen referiert, wissen sollte. Wir haben in den letzten vier Jahrzehnten in Schleswig-Holstein eine deutliche Erhöhung des Grünlandteiles bekommen. Wir haben darüber hinaus eine Verlagerung von Grünland aus den Gegenden mit guten Böden auf die leichteren Böden bekommen. Da aber bei einer bestehenden Grasnarbe die Winderosion keine Chance mehr hat, spielt sie bei uns auch keine große Rolle mehr.