Nr. 7 vom 17. Februar 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

In den letzten Jahren hat die Landwirtschaft wiederholt Veranlassung gehabt, sich über das Umweltbundesamt (UBA) zu ärgern. Dabei ging es in erster Linie um die stets negativen Einschätzungen des UBA zu nachwachsenden Rohstoffen. Hier scheint sich einiges zu bessern, zumindest ist die Gesprächsbereitschaft des UBA deutlich besser geworden. Der neue UBA- Präsident, Dr. Troge, hat hier offensichtlich neue Akzente gesetzt.

Anlässlich der Grünen Woche allerdings ist Dr. Troge in Sachen nachwachsende Rohstoffe wieder kräftig rückfällig geworden. Nachwachsende Rohstoffe würden auf Grund mangelnder Wettbewerbsfähigkeit mittelfristig keine größere Bedeutung erlangen. Ihr Beitrag zur Ressourcenschonung sowie zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen sei zudem relativ bescheiden. Dabei sei zu berücksichtigen, dass nachwachsende Rohstoffe bereits erheblich subventioniert würden.

Dies sind Äußerungen, die von der Landwirtschaft zum großen Teil so nicht akzeptiert werden, über die man aber sachlich reden kann.

Aber dann zog Dr. Troge einen Vergleich, der mit sachlicher Diskussion schon weniger zu tun hat. Er wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass der Forschungsetat der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe in etwa genauso hoch sei wie der des Umweltbundesamtes. Hier vergleicht er in mehrfacher Hinsicht Äpfel mit Birnen.

Es gehört zu den Hauptaufgaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, die Fördermittel des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Erforschung nachwachsender Rohstoffe zu verteilen. So kommt dort der im Vergleich zur Größe der Fachagentur relativ hoch aussehende "Forschungsetat" von 51 Mio. D-Mark jährlich zustande.

Eine derartige Funktion hat das UBA nur in sehr kleinem Maße. Bei deren Forschungsetat geht es um eigene Forschungen, also überhaupt nicht vergleichbar. Und warum spricht Dr. Troge eigentlich nur den "Forschungsetat" an? Dabei vernebelt er doch die Tatsache, dass das Umweltbundesamt ein riesiges Institut ist und die Fachagentur daran gemessen winzig. Das Umweltbundesamt hat über 1000 Mitarbeiter, die Fachagentur ganze 22.

Positiver klingt Dr. Troges Hinweis, dass er Chancen für eine Nutzung nachwachsender Rohstoffe am ehesten für Holz, Faserpflanzen und pflanzliche Öle im Schmier- und Hydraulikölbereich sehe. Gerade von einem Präsidenten des Bundesumweltamtes hätte man allerdings in diesem Zusammenhang auch ein Bekenntnis zur Biomasse als regenerativer Energie erwartet. Hier steckt doch eines der größten Pfunde aus dem Bereich der nachwachsenden Rohstoffe, mit dem unsere Gesellschaft nicht nur wuchern sollte, sondern langfristig wuchern muss.