Nr. 14 vom 6. April 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Jüngst geisterte es wieder durch die Presse: Der Beitrag der Landwirtschaft zum Treibhauseffekt liege bei 15 Prozent. Diese Zahl hat sich so in den Köpfen der Menschen festgesetzt, dass sie offensichtlich daraus nicht mehr zu vertreiben ist. Verbreitet wurde sie vor einigen Jahren unter anderem durch das Umweltbundesamt mit den dortigen "Daten zur Umwelt 1992/93". Schaut man sich diese Datensammlung etwas näher an, findet man in Verbindung mit der Zahl 15 Prozent folgenden Text: "Landwirtschaft und andere Bereiche (Methan durch Rinderhaltung, Reisanbau und Mülldeponien, Lachgas durch Düngung."

1. Erkenntnis: Die 15 Prozent beziehen sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf "andere" Bereiche. Es handelt sich hier mehr oder weniger um den ungeklärten Rest, vor dem man steht, wenn man die 50 Prozent der Energienutzung, die 20 Prozent der Chemie und die 15 Prozent der Tropenwälder angesetzt hat und sich nun mit dem Rest beschäftigen muss.

Eine große Rolle scheinen bei diesen anderen Bereichen die Mülldeponien zu spielen, denn sie werden extra erwähnt. Eine große Rolle wird auch dem Reisanbau offensichtlich zugemessen; ein Problem der Landwirtschaft unserer Breiten ist dies jedenfalls nicht.

So bleiben das Methan durch Rinderhaltung und das Lachgas, wie es beim Umweltbundesamt heißt, durch Düngung.

Zum Methan kennen wir alle den unseligen Vergleich einer Kuh mit einem Pkw. Darauf wurde an dieser Stelle bereits vor längerem ausführlich eingegangen. Das ist ein abwegiger Vergleich, da eine Kuh im Vergleich mit dem Pkw dessen große Palette schädlicher Stoffe überhaupt nicht emittiert. Hinzu kommt, dass Milchtrinken sicher wichtiger ist als das Autofahren. Und dann, und das sollte den ständigen Kritikern der sogenannten intensiven Landwirtschaft zu denken geben, sind die Methanemissionen um so niedriger, je mehr hochwertiges Futtermittel einer Intensivfütterung zum Einsatz kommt. In tropischen Gebieten mit faserreichen Futtermitteln beträgt der Energieverlust durch Methanbildung 7,5 Prozent. Bei einer Intensivfütterung mit hochwertigen Futtermitteln kann der Energieverlust durch Methanbildung auf 2,5 bis 4,5 Prozent absinken. Hinzu kommt die Tatsache, dass die intensiv gehaltene Kuh mehr Milch gibt als die extensiv gehaltene, die Methanbildung pro kg Milch also schon insoweit geringer ist.

Bliebe das Lachgas. Hierzu hat ein bekannter Professor der Bodenkunde vor einiger Zeit gesagt: "Im Mittelalter waren die Lachgasemissionen aus der schleswig-holsteinischen Fläche höher als heute." Man mag ansonsten ökologisch gegen die Entwässerung von Mooren und Sümpfen mit voller Berechtigung viel einwenden können, die Lachgasemissionen wurden dadurch gesenkt. Die Modernisierung der Landwirtschaft, die in diesem Bereich im Hinblick auf die Artenvielfalt sicherlich problematisch war, hat bezüglich Lachgas eine Emissionsminderung gebracht.