Nr. 49 vom 7. Dezember 1996

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Es dreht sich um den neuen Knickerlass, Beim Bauernverband in Rendsburg ging er am 17. September 1996 ein. Die Kreisbauernverbände erhielten ihn einige Tage später. Die erste breite Information aller Bauern durch das Landesamt für Natur und Umwelt erfolgte im "Bauernblatt" vom 9. November 1996. Viel Zeit, gegen diesen Erlass zu verstoßen, gab es also noch nicht. Und schaut man auf den Hauptpunkt, das seitliche Abschlagen der Zweige am Knick nach der Ernte, ist die Saison ohnehin längst vorbei. Für das klassische Knicken, das durch den Erlass im übrigen auch gar nicht reglementiert ist, beginnt die Saison gerade erst.

Bis zur Herausgabe des Erlasses wussten die Bauern zwar, was nach dem Gesetz erlaubt ist. Die gesetzliche Verbotsliste war dagegen sehr unbestimmt. Kurz gefasst, man durfte den Knick nicht nachhaltig schädigen, was immer das heißen mochte. Selbstverständlich durfte man den Knick ohne Genehmigung nicht beseitigen, aber bei der Knickpflege konnte man Rechtsverstöße eigentlich gar nicht begehen und bei ihrer Unterlassung ebenfalls nicht, bis vor kurzem.

Klaus Puchstein, der zweite Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe Bad Segeberg, scheint dies anders zu sehen. In den Zeitungen fand sich in den letzten Tagen seine Aussage, "ein Drittel der Knickeigner beharre stur auf naturfeindlicher Haltung". Solange Puchstein damit meint, dass nach seiner privaten Meinung der Zustand der Knicks im Hinblick auf den Naturschutz nicht optimal ist, kann man die Sache als in der Wortwahl überzogen, als Privatmeinung aber hinnehmbar bezeichnen. Bei Puchstein und seinen Segeberger NABU-Freunden ging es aber um mehr.

Sie haben sich eine ganze Reihe von Funktionen angemaßt. Sie bestimmen nicht nur, was naturfeindlich und was naturfreundlich ist. Sie streifen "in diesen Tagen über Wiesen und Äcker, um die korrekte Pflege der Knicks zu kontrollieren", so war es jüngst zu lesen. Sie treffen auch Entscheidungen, nämlich, ob sie gegenüber den Bauern "künftig eine härtere Gangart mit Anzeigen bei der Unteren Naturschutzbehörde oder bei der Umweltpolizei fahren werden".

Eines machen sich diese selbsternannten Sheriffs nicht klar. Sie sind es, die gegen Verbote verstoßen. Was sie wohl selbst sagen würden, wenn Bauern auf ihren privaten Grundstücken herumstreiften und sie danach öffentlich diskriminieren oder gar zur Anzeige brächten? Ganz nebenbei: Auf den Grundstücken dieser Leute würde man vermutlich kaum so ökologisch wertvolle Landschaftselemente wie die Knicks der bäuerlichen Felder vorfinden. Diese Leute haben so etwas weder geschaffen noch unterhalten.

Die Sheriffs vom NABU haben kein Betretungsrecht und reden selbst von Rechtsverstößen! Auf Naturschutztagungen reden sie auch von Zusammenarbeit mit den Bauern. Hierfür könnte man ihnen einen wirklich guten Vorschlag machen. Anstatt auf Wiesen und Äckern herumzuschnüffeln, könnten sie sich dort aktiv beteiligen.

Damit sind wir beim Hauptproblem der Knicks. Sie sind einmal geschaffen worden als Grenzmarkierung und als Quelle zur Deckung des Holzbedarfs. Dafür werden sie nicht mehr gebraucht. Unsere Bauern unterhalten sie trotzdem, obgleich den dabei entstehenden Kosten kaum ein Nutzen mehr gegenübersteht und obgleich die Knicks einer ökonomischen Nutzung oftmals sogar im Weg stehen. Die Bauern können die Pflege der Knicks aber nicht mehr allein schaffen, die Kosten gehen landesweit in die Millionen.

Ein Landwirt aus dem Kreis Stormarn hat es vor einigen Jahren probiert. Er annoncierte im Hamburger Abendblatt und bat um Hilfe bei der Knickpflege; aus ganz Hamburg strömten sie herbei, insgesamt zwei, ein Vater mit seinem Sohn. Der Sohn musste mittags wegen wichtiger Termine wieder nach Hause. Am nächsten Morgen erschienen sie beide nicht mehr, der Bauer war mit seiner Knickpflege wieder allein. Im Kreise Segeberg hätte er jetzt jedenfalls Chancen, die Beachtung Puchstein und seiner NABU- Sheriffs zu finden, vielleicht ja sogar irgendwann Anerkennung oder gar Mithilfe.