Nr. 21 vom 24. Mai 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es doch nicht immer das Gleiche. Wenn ein Landwirt seine Kulturen mit Pflanzenschutzmitteln vor Schädlingen schützt, ist das für gewisse "Gutmenschen" in unserem Lande vom Teufel. Wenn dann dieselben "Gutmenschen" mit gleichen Mitteln Pflanzen vernichten, die man angebaut hat, um bestimmte gentechnologische Fragen beantworten zu können, finden sie das wieder "gut".

Ja, sie finden es wohl auch dann noch "gut", wenn sie Mittel anwenden, die in Deutschland nicht einmal zugelassen sind. Wir wissen zwar in dem Fall nicht genau, wer es war, aber geschehen ist es so, und die öffentliche Meinung ist teilweise sogar noch auf der Seite dieser Menschen, die gleich gegen eine ganze Reihe von strafrechtlichen und anderen Vorschriften verstoßen haben.

Gut geklärt ist ein ähnlicher Fall, und dies sogar gerichtlich. Auch hier gingen "Gutmenschen" auf eine Weise mit Pflanzenschutzmitteln um, die man eigentlich als haarsträubend bezeichnen muss. Mit Kanistern, die noch Reste von Pflanzenschutzmitteln enthielten, veranstalteten Akteure von Greenpeace eine Demonstration auf dem Gelände des Kölner Vertriebsbüros der Firma Bayer. Nach Ende der Demonstration, bei der mit den Kanistern die Eingänge versperrt worden waren, ließen die "Gutmenschen" von Greenpeace diese Kanister einschließlich der heraustropfenden Reste am Tatort zurück, nach dem Motto: Was schert uns der Umweltschutz?

Da sich Greenpeace auch nach Aufforderung nicht um die Beseitigung dieser Reste kümmerte, blieb den Leuten von Bayer nichts anderes übrig, als selbst für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Dabei entstanden Kosten von gut 7000,00 DM. Eine entsprechende Entschädigungsforderung von Bayer an Greenpeace wurde nicht erfüllt. Daraufhin verklagte der Chemiekonzern den "Umweltkonzern". Das Landgericht Hamburg verurteilte die "Gutmenschen" zur Zahlung von 7160,00 DM zuzüglich vier Prozent Zinsen.

Aus dem Hause Bayer war zu erfahren, dass dieser Betrag einem guten Zweck zugeführt werden soll. Im Falle der Leute von Greenpeace können wir sicher sein, dass sie sich bei nächster Gelegenheit wieder so oder ähnlich verhalten werden. Offensichtlich geht es dort nicht um Umweltschutz, sondern darum, durch spektakuläre Aktionen öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Aufmerksamkeit, so kalkuliert man bei Greenpeace, fördert sodann die Spendenbereitschaft, die bekanntlich nirgends so groß ist wie in Deutschland. Und von Spenden lebt man bei Greenpeace, einer internationalen Organisation, die sich aus genau diesem Grunde in Deutschland besonders wohl fühlt.

Im Fall der Kölner Demonstration dürfte die Kalkulation allerdings kaum aufgegangen sein. Hier hatte Greenpeace nämlich ausgesprochenes Pech. Unter der Schlagzeile "Greenpeace ließ den Müll liegen..." ging die Sache vor einigen Tagen durch die Zeitungen.

Das eigentliche Anliegen des Spendenkonzerns kam dabei ein wenig unter die Räder. Mit der Demonstration sollte die Öffentlichkeit wegen angeblicher Funde von Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser gegen den Chemiekonzern aufgebracht werden, um... (s.o.). Pech für die "Gutmenschen" war es, dass selbst in den Zeitungsartikeln von "angeblichen Funden" die Rede war.