Nr. 27 vom 5. Juli 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

"Innerhalb ausgewogener gesetzlicher Rahmenvorgaben sollte jeder Landwirt, gut ausgebildet und beraten, selber entscheiden können, mit welcher Intensität und welchen Hilfsmitteln er sein Land nutzt, dabei ein angemessenes Einkommen erzielt und zugleich gesellschaftlichen Rückhalt genießt. Alle anderen Vorschläge laufen mehr oder weniger auf neue Formen der Leibeigenschaft hinaus."

Klare und auch harte Worte hat er gefunden, der Ökologe Prof. Dr. Dr. Wolfgang Haber vom Institut für Landschaftsökologie der TU München. Mancher wird über diesen Ausspruch des renommierten Wissenschaftlers erstaunt sein, passt er doch so gar nicht in die Diskussion hinein, wie sie zu dieser Frage unter echten und selbsternannten Ökologen immer wieder geführt wird. Und dabei hat Haber nichts anderes im Sinn gehabt, als die Selbstverständlichkeit, vor Schwarz - Weiß - Malerei zu warnen. Er benennt seine Adressaten, und es sind zwei.

Einmal spricht er von denen, die die flächendeckende Umstellung auf ökologischen Landbau innerhalb von 10 Jahren fordern. Den Namen des Wuppertalinstituts hat er nicht genannt, gemeint haben wird er genau die Wuppertaler.

Seine anderen Adressaten sind diejenigen, die nach wie vor "uneingeschränkt bewirtschaftete Agrarproduktions-Inseln" propagieren. Diese Gruppe lässt sich nicht mit einem bestimmten Institutsnamen oder Begriff etikettieren, Vertreter dieser Gruppe gibt es überall und hoffentlich immer weniger. Übrigens, "Wuppertaler" gibt es auch überall und hoffentlich auch immer weniger.

Wie er sich die Agrarwelt vorstellt, sagt Haber auch. Man wird lange nach einer besseren Formulierung suchen müssen, und deshalb sei sie nachstehend wörtlich wiedergegeben:

"Landbewirtschaftung der Zukunft hat eine Mehrfachrolle zwischen Nutzung, Schutz und Entwicklung des ländlichen Raumes zu spielen. Sie kann nur so verstanden, aufrechterhalten und gefördert werden. Die vorrangige ökologische Funktion der Nahrungsvermittlung erfordert, so lange Zahl und Ansprüche der Menschen nicht erheblich schrumpfen, eine insgesamt intensive Landwirtschaft. Diese muss jedoch von den bisher damit einhergehenden Umweltbelastungen entkoppelt werden. Das ist erreichbar, wenn die Nutzungsintensität noch viel genauer als bisher auf die ökologischen Gegebenheiten und deren unterschiedliche Belastbarkeit abgestimmt wird. Das bedeutet nicht "Allgemeine Extensivierung", die ganz unökologisch wäre, sondern "differenzierte Intensivierung" der Landnutzung."

An anderer Stelle findet man bei ihm folgende Sätze: "Die allgemein wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft ist und bleibt die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln. Sie ist uns als ökologische Aufgabe nicht mehr bewusst, weil sie in den Industrieländern als erfüllt, ja übererfüllt gilt. Dennoch muss ein Ökologe auf diesem Ansatz beharren. Jedes Lebewesen, auch der moderne Mensch, lebt aus und von seiner Umwelt. Lebewesen - Umwelt - Verknüpfungen sind das eigentliche Thema der Ökologie."

Ja, zurzeit gilt die Aufgabe als erfüllt. Wenn wir nach weiteren Gründen für die Entfremdung der Menschen von einem solchen Ökologiebegriff suchen, stoßen wir auf das Phänomen, dass der Mensch sich nicht mehr selbst mit Nahrungsmitteln versorgt, auf die Bedingungen unserer arbeitsteiligen Welt. Auch davon gibt es kein "zurück" mehr.