Nr. 37 vom 13. September 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Über 1000 Gemeinden in Schleswig - Holstein sind gegenwärtig dabei, Landschaftspläne zu erstellen. Meist wird hierzu einem Planungsbüro ein entsprechender Auftrag gegeben. Die Kosten liegen in der Regel in der Größenordnung von 50000,- DM bis 100000,- DM pro Gemeinde. Auf das ganze Land bezogen geht es hier also um unerhört viel Geld, um etwa das zehnfache z.B. dessen, was in den letzten Jahren jährlich für die "Biotopprogramme im Agrarbereich" ausgegeben wurde. Für wirkliche Naturschutzmaßnahmen sitzt das Geld, so sieht es auf den ersten Blick aus, also weniger locker als für das Beschriften von Papier. Nur, in einem Fall geht es um Landesmittel und in dem anderen um Geld, was die Gemeinden unter dem Druck des Landesnaturschutzgesetzes und keineswegs freiwillig aufwenden. Das Land gibt hier zwar in etlichen Fällen Zuschüsse, der Mittelaufwand ist aber gemessen an den Gesamtkosten aller Gemeinden winzig.

Um so wichtiger ist es für die Gemeinden deshalb, dass sie für ihr gutes Geld auch eine brauchbare Leistung bekommen. In dieser Hinsicht hat die Aufklärungsarbeit des Bauernverbandes viel gebracht. Der Verband hat immer wieder darauf hingewiesen, dass die Gemeinde der Planersteller ist, und dass die Planungsbüros das zu machen haben, was die Gemeinden von ihnen verlangen. Dabei wurde gerne der Vergleich mit dem Auftrag an einen Architekten zum Bau eines Hauses gezogen. Diesem Architekten sagt man auch nicht nur: "Baue mir ein Haus". Man gibt ihm vielmehr über die verschiedensten Details Vorgaben, damit das Haus entsteht, was den Wünschen des Bauherrn entspricht. Verbunden wurde dieser Rat mit der Empfehlung, einen begleitenden Arbeitskreis von Landwirten einzurichten. Diese Arbeitskreise sind in großer Zahl entstanden und haben durchweg gute Ergebnisse vorzuweisen.

In einem anderen Punkt haben die Gemeinden es etwas schwerer, sich vor ungeeigneten Landschaftsplänen oder Teilen davon zu schützen. Ihnen wird vielfach dasselbe noch einmal verkauft, was andere Gemeinden vorher schon teuer bezahlt haben. Im Zeitalter des Computers gibt es die herrlichsten Gestaltungsmöglichkeiten. Leider entstehen dabei Produkte, deren großer aufgeblähter Umfang bei näherem Hinsehen nur dazu dient, den hohen Preis als gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Wenn man dann im fünfzigsten Planentwurf zum dreißigsten Mal dasselbe liest, weiß man, dass die Planersteller nicht nur immer wieder bei sich selbst, sondern gelegentlich auch bei ihren Kollegen abschreiben. Von den Gemeindevertretern wird man kaum verlangen können, dass sie so viele Pläne lesen. Sie haben mit dem Plan der eigenen Gemeinde schon genug zu tun, zumal wenn er aufgebläht ist. So entdecken sie denn meist nicht, was mit ihnen gespielt wird.

Etwas leichter als andere hatten es jüngst Gemeindevertreter eines Dorfes im Lande. Auf S. 81 ihres Entwurfs lasen sie u.a. folgendes:

"Die biologische Selbstreinigungskraft der Fließgewässer kann durch die Laufverlängerung, sprich durch die Renaturierung der Gewässer mit einem naturnahen, schlängelnden Verlauf, erreicht werden. Da diese Maßnahmen mit sehr hohen finanziellen Aufwendungen verbunden sind, werden sie für die Gemeinde Dörpstedt zunächst nicht vorgeschlagen."

Nun waren es nicht die Gemeindevertreter von Dörpstedt, die dieses zu lesen bekamen. Ihr Dorf liegt 60 km weiter südlich, nicht zwischen Schleswig und Husum, sondern in der Mitte von Holstein. Die Dörpstedter aber haben die betreffende Passage und womöglich das ganze Kapitel schon einmal bezahlt. Die Verdoppelung des Geldes sollte jetzt durch Mouse - Klick erfolgen. Und es hätte auch beinahe funktioniert, wenn man nur nicht versäumt hätte, den Ortsnamen auszutauschen.