Nr. 47 vom 22. November 1997

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Vor genau einem Jahr an dieser Stelle haben wir auf die Eiertänze hingewiesen, die Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen aufführen, wenn es um die Belastung von Grund- und Trinkwasser mit Pflanzenschutzmitteln geht. Ihnen passt es einfach nicht in den Kram, wenn die Situation so beschrieben wird, wie vor einigen Monaten von der Bundesumweltministerin: "Während weltweit zunehmender Wassermangel und Wasserverschmutzung das Leben auf der Erde bedrohen, gibt es in Deutschland bei Versorgung und Qualität keine Probleme. Gute Wasserversorgung gehört in der Bundesrepublik zum Alltag und die Trinkwasserqualität ist außerordentlich gut".

Vor einem Jahr ging es hier um Äußerungen des grünen Bundestagsabgeordneten Nitsch, wonach im Pinneberger Baumschulgebiet das angebliche Pflanzenschutzmittel Uratin (er hatte dies aus einer Rede des schleswig-holsteinischen Umweltministers Steenblock übernommen) ein besonderer Problemstoff sei. Nun hat es ein Mittel dieses Namens niemals gegeben, für uns Anlass zu einigen kritischen Bemerkungen über die Art der Grünen, sich in der Öffentlichkeit zu äußern. Herr Nitsch hat sich dann bitter beklagt, über die Art unserer Kritik und darüber, dass wir der Leserschaft nicht mitgeteilt hätten, dass der Problemstoff "Atrazin sei". Damit traf Nitsch zum zweiten Mal daneben. Ein Mittel Atrazin gibt es zwar wirklich, aber im Baumschulgebiet ist es als Problemstoff bisher nicht aufgetreten und als solcher auch nicht zu erwarten.

Wir haben uns zu diesem zweiten Fehlgriff damals nicht mehr geäußert, aber jetzt ist die Sache wieder aktuell geworden. Im Entwurf eines Landschaftsprogramms aus dem von Steenblock geführten Umweltministerium lesen wir über das Baumschulgebiet u.a.: "Durch die intensive Anwendung insbesondere des Bodenherbizides Simazin in der Vergangenheit ist das Grund- und Trinkwasser in dieser Region gefährdet." Wie so oft im Leben, ging auch das daneben !

In den Wasserwerken des Baumschulgebiets gab es bisher nach unserer Kenntnis keine Überschreitungen des Grenzwerts bei Simazin und insbesondere keine Stillegungen von Brunnen wegen dieses Stoffes. Wir könnten jetzt also auf den nächsten Rateversuch aus dem Lager der Grünen warten, aber beenden wir doch lieber das Spiel: Der Hauptproblemstoff im Baumschulgebiet war Di Trapex, ein Mittel, das seit 1989 nicht mehr angewendet, aber leider noch gelegentlich gefunden wird. Das sind allerdings Funde, die nichts daran ändern, dass die Problematik Pflanzenschutzmittel im Grund- und Trinkwasser dabei ist, gegen Null zu gehen.

Es gibt eben offensichtlich Menschen, die sich nur oberflächlich informieren, und denen es weh zu tun scheint, Fortschritte im Umweltbereich zur Kenntnis nehmen zu müssen. Sie verdrängen so etwas und frisieren bzw. unterdrücken die Wahrheit. Einen ähnlichen Fall, auch aus dem Baumschulgebiet, hat jüngst anscheinend die Pinneberger Zeitung aufgedeckt: Unter der Schlagzeile "Pflanzengift harmloser als erwartet" berichtete die Zeitung über eine Studie, wonach es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass Anwohner von Baumschulgelände im Durchschnitt kranker sind als andere. Für Fachkreise enthält der Inhalt dieser Studie sicherlich keine großen Überraschungen, interessant ist aber die Art und Weise, in der das Umweltministerium damit umzugehen scheint. Hierzu einige wörtliche Auszüge aus der Pinneberger Zeitung: "... soll dieser Bericht schon seit dem Spätsommer im Kieler Umweltministerium vorliegen... allein, offiziell Stellung nimmt niemand - der Herr Minister hat sich die Veröffentlichung vorbehalten. Böse Zungen behaupten, dass sich das vom Grünen Rainder Steenblock geführte Ministerium nicht allzu sehr beeilt, weil das Ergebnis nicht gegen die Anwendungen von Pestiziden spreche - eine Unterstellung, die im Ministerium selbstverständlich zurückgewiesen wird."