Nr. 51 / 52 vom 20. Dezember 1997

In der jüngst verabschiedeten endgültigen Fassung der Stellungnahme der drei Kreisbauernverbände an der Westküste wird der sogenannte Synthesebericht - Ökosystemforschung Wattenmeer heftig kritisiert. Als schlechte Arbeit wird der Bericht bezeichnet, als Arbeit mit einer sehr großen Zahl von Mängeln, durch die die Landwirte sich angegriffen, verleumdet und bedroht fühlen. Die Kreisbauernverbände bescheinigen dem Nationalparkamt dazu noch einen sehr fragwürdigen Umgang mit Quellen. Über 600 Seiten hat der Synthesebericht. Gemessen daran ist der Umfang der Stellungnahme mit 35 Seiten eher bescheiden, sie ist aber recht kompakt, und wenn man sie liest, fragt man sich, wie der Synthesebericht als Werk mit so vielen Fehlern überhaupt zum Druck freigegeben werden konnte.

Hier sei nur einer der zahllosen Punkte herausgegriffen. "Zu den Nebenerwerbslandwirten Polemik". Unter dieser Überschrift wird in der Stellungnahme die S. 247 des Syntheseberichts kommentiert. Zum besseren Verständnis vorweg die letzten beiden Sätze auf der S. 247 wörtlich als Zitat:

"Bei den Nebenerwerbsbetrieben kommen durchschnittlich 85% des Einkommens von außerhalb der Landwirtschaft. Dies bedeutet, dass die Weiterführung des Betriebes in der Regel nicht aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt, sondern um weiterhin staatliche Fördermittel zu erhalten (MELFF 1992b)".

Hinter dem Zitatkürzel MELFF 1992b verbirgt sich die Veröffentlichung des damaligen Landwirtschaftsministeriums mit dem Titel "Schleswig - Holstein im Agrarbericht 1992". Aber, bevor wir auf die Quelle näher eingehen, einige Anmerkungen aus der Stellungnahme der Kreisbauernverbände zur Sache:

"Diese Aussage ist nicht nur zutiefst unwissenschaftlich. Sie ist schlicht falsch, denn außer den beiden genannten möglichen Gründen (wirtschaftliche Gründe und staatliche Fördermittel) gibt es noch weitere. Für die Landwirte belegen solche Aussagen, dass sie es mit Gegnern zu tun haben und jedenfalls nicht mit wohlgesonnenen Partnern." Dies muss hier reichen. Wer mehr aus der Stellungnahme erfahren will, kann sich an die Kreisgeschäftsstellen in Heide, Husum oder Leck wenden, oder auch an die Hauptgeschäftsstelle in Rendsburg.

Dass die Autoren des Syntheseberichtes auch hier, wie an so vielen Stellen, mit ihrer Quelle ausgesprochen rigoros umgehen, fand in diesem Fall in der Stellungnahme noch nicht einmal seinen Niederschlag. Einer der betroffenen Landwirte an der Westküste hat es entdeckt, als er die Stellungnahme und den Synthesebericht las. Er rief beim Bauernverband an und fragte, ob ein so unmögliches Zitat wirklich aus dem Landwirtschaftsministerium stamme. Er konnte es einfach nicht glauben, und er hatte recht. Eine nähere Recherche ergab, dass der zweite der dem Ministerium zugeschriebenen Sätze, der die eigentliche Polemik enthält, in der genannten Veröffentlichung des MELFF nicht zu finden ist. Was haben diese Menschen nur davon, auf Biegen und Brechen gegen die Landwirtschaft zu polemisieren und das sogar unter Verfälschung von Quellen und Zitaten? Auf den verfälschenden Umgang mit dem Gutachten von Prof. Horn hatten wir an dieser Stelle bereits vor längerer Zeit hingewiesen; weitere Beispiele finden sich in der Stellungnahme der Kreisbauernverbände.

So wird auch in diesem Zusammenhang deutlich, dass der Vertreter des Ministeriums auf der Anhörung Mitte September in Husum gut beraten war, sich zum Synthesebericht kritisch zu äußern. Dem MELFF in Kiel (heute MLR), fügte er damals hinzu, habe der Bericht bis zum Tage der Herausgabe nicht vorgelegen.