Nr. 5 vom 31. Januar 1998

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Vor zwei Wochen hatten wir an dieser Stelle den Vergleich mit dem Wanderer gezogen, der alle fünf Minuten grundlos um Hilfe schreit, und dem niemand mehr hilft, wenn er plötzlich doch einmal dringend auf Hilfe angewiesen ist. Gemeint war damals die possenhafte Geschichte um den Wachtelkönig, der immer dann auftaucht, wenn es gilt, ein Wohngebiet, eine Straße oder eine Autobahn zu verhindern. Darauf müssen wir heute noch einmal zurückkommen, denn die Panikmacher in Sachen Naturschutz haben sich einen ganz besonderen Trick ausgedacht; sie versuchen jetzt von ihren eigenen Übertreibungen abzulenken, indem sie andere so bezeichnen, wie es für sie selbst passt. Darüber wurde im vorigen Bauernblatt berichtet, es war von den Grünen als Kampfblatt der Panikmacher in Sachen Naturschutz tituliert worden.

Interessant ist dabei die Wortwahl. "Kampfblatt" liest sich ebenso abstoßend wie z. B. die "Umweltschule der Nation". So wird im Synthesebericht der Nationalpark bezeichnet, eine geradezu gespenstische Parallele zum Missbrauch der deutschen Streitkräfte mit dem Etikett "Wehrmacht als Schule der Nation" in unseligen Zeiten.

In den Pressemitteilungen der Grünen wimmelt es von martialischen Begriffen, unter denen die "Trutzburg der Ewiggestrigen" noch zu den harmloseren gehört. "Nebenkriegsschauplatz" ist da schon wieder deftiger oder auch das Wort von der "Blockadehaltung". Man fragt sich, was in den Köpfen dieser Menschen so vorgeht.

Nur scheinbar sympathisch wirkte es da, als bei den Grünen wegen der aus ihrer Sicht erfolgreichen Verhinderung der A 20 die Sektkorken knallten. Nein, wer die jüngste Pressemitteilung der Grünen gelesen hat, sieht sich in dem Eindruck bestätigt, dass dort eine "Siegesfeier" ablief. Die Mitteilung trägt die Überschrift "Sieg des Naturschutzes". Man ist versucht, dieses Gewirr von schlimmen Begriffen auch einmal psychologisch zu untersuchen. Für die Grünen gibt es offenbar keine Gewinner und Verlierer mehr, sondern Sieger und Geschlagene, eine Denkwelt, die von gelben Sonnenblumen nur dünn überdeckt wird. Die Verlierer, um wieder zu normalen Begriffen zurückzukehren, sind im übrigen wir Schleswig-Holsteiner alle. Und für uns kam es in den letzten Tagen wirklich dick. Zwei wichtige Projekte, von denen die Zukunftsperspektiven unseres Landes wesentlich abhängen, wurden verhindert, die – auch aus Umweltgründen – unentbehrliche A 20 und die westliche Elbquerung. Wer in der Lage ist, die Verhinderung der A 20 als "Sieg" zu feiern, ist sich zumindest nicht darüber im klaren, wie sich heute noch die Autos per "stop and go" durch die Ortschaften und über enge Straßen zwängen. Vermutlich ist die Triebfeder hier eine ideologisch orientierte Haltung zum Auto als Beförderungsmittel, Konzepte, wie unter den heutigen Rahmenbedingungen die Entwicklung des Ostseeküstenraums vernünftig erfolgen soll, haben sie jedenfalls nicht. Nein, für sie ist die Verhinderung von Verkehrswegen ein Selbstzweck. Minister Steenblock hat es auf der Regionalkonferenz zum Entwurf des Landschaftsprogramms in Niebüll unverblümt zugegeben. Zunächst hatte er die völlig unhaltbare Ansicht vertreten, der Umweltschutz werde überall "weggebügelt", so dürfe man heute schon durch ein Naturschutzgebiet eine Autobahn legen. Ihm wurde entgegengehalten, er wisse doch selbst, dass das nicht wahr sei, und weiter, es sei umgekehrt, er nehme den Naturschutz als Geisel, um eine Autobahn zu verhindern. Ja, so gab er zu verstehen, es sei ihm schon etwas wert, wenn er eine Autobahn verhindern könne. Und über eines müssen wir uns alle klar sein: dies meinen die Grünen ernst und verfolgen es mit aller Konsequenz. Das sollte uns allein schon die Härte ihrer Sprache lehren. Diejenigen, die sich in Kiel und anderswo mit ihnen zu Bündnissen eingelassen haben, sollten nicht so tun, als wenn sie das nicht geahnt hätten, teilweise haben sie diese Dinge sogar ausdrücklich vorher mit ihnen vereinbart.