Nr. 27 vom 4. Juli 1998

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Die Mitglieder des Arbeitskreises für Ökologischen Landbau beim Bauernverband Schleswig-Holstein haben es schon vor mehreren Jahren gesagt: Im Prinzip sind wir gegen eine zusätzliche staatliche Subventionierung unserer Betriebe. Damals ging es um die leidige Diskussion der Schlusslichtstellung des Landes Schleswig-Holstein in diesem Förderungsbereich. Die Arbeitskreismitglieder haben sich damals und später wiederholt - dies

auch mit Unterstützung des Bauernverbandes - für eine Verbesserung der Förderung in Schleswig-Holstein ausgesprochen, trotz ihrer eigentlichen prinzipiellen Bedenken. Die Motive für diesen scheinbaren Widerspruch waren klar: Solange es woanders mehr gab und auch eine Förderung nach der Umstellungsphase, war es aus Wettbewerbsgründen erforderlich, die Konditionen anzupassen.

Nun soll es in Schleswig-Holstein anders werden, übrigens genau in dem Jahr, in dem bei uns erstmalig die Fläche der Ökobetriebe rückläufig war, von 1,57% auf 1,49% der LF des Landes. In Deutschland insgesamt gab es noch einmal einen Anstieg, und zwar von 1,82% auf 1,95%. Interessant ist es, wie im Agrarreport des Ministeriums für Ländliche Räume (MLR) der Rückgang in unserem Lande begründet wird: "Der leichte Rückgang hängt u.a. mit der Entwicklung der Preis- und Vermarktungsstrukturen zusammen. Auf diesen Gebieten liegt momentan ein Engpass vor, da die Ökoerzeugnisse vollständig am Markt verkauft werden müssen. Separate produktbezogene Interventions- und Subventionsmechanismen gibt es für sie nicht." Korrekt hätte es heißen müssen "auf dem höheren Preisniveau", denn die Intervention steht selbstverständlich jedem offen.

In anderen Bundesländern hat der "Engpass" offensichtlich nicht zu einem Rückgang der Ökobetriebe geführt, vermutlich, weil es dort eine Kompensation über die Sonderförderung gab. Übersehen darf man dabei allerdings nicht, dass auch bundesweit die Gewinne der Ökobetriebe unter den Testbetrieben des Agrarberichtes um 8% hinter denen der Gesamtheit der Testbetriebe zurücklagen, und das bei höherem Subventionsumfang. Bereinigt um die Position "Zulagen und Zuschüsse" lag die Differenz bei über 20%. Es stehen also schwere Entscheidungen an.

Wenn es bei den einzelnen Landesregierungen und auch bei der Bundesregierung um zukünftige Subventionshöhen gehen wird, hilft es wenig, die Lage der Ökobetriebe schön zu reden. So rechnet die Bundesumweltministerin Angela Merkel in ihrem neuesten Umweltbericht 1998 mit Zuwachsraten von jährlich 15 bis 20 %. Nach dem Mittel der beiden Werte will sie in 10 Jahre also bei fast 10% der Gesamtfläche sein.

Hoffentlich hat sie für diese Prognose eine bessere Datengrundlage als bei den von ihr ausgewiesenen Ertragsrelationen zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben. Sie schreibt von "gegenwärtigen" Unterschieden bei den Erträgen von 15 bis 35 %. Dabei stützt sie sich auf Zahlen aus dem Bericht der Enquete-Kommission des 12. Deutschen Bundestages von 1994. Diese Zahlen waren nicht nur im Vergleich mit den Angaben des damaligen Agrarberichts zu niedrig angesetzt, sie waren 1994 auch schon mehrere Jahre alt. Auch aus dem Agrarbericht 1998 hätte sie keine "gegenwärtigen" Zahlen bekommen, aber eine Handvoll Jahre wären sie schon moderner gewesen. Außerdem hätte Frau Merkel dann Zahlen aus wirklichen Praxisbetrieben erhalten. Sie wäre bei der Milchleistung nicht von 15% Leistungsdifferenz, sondern von 21,7% ausgegangen. Beim Weizenertrag hätte sie ein Minus von 41,5% und nicht von 30% ausgewiesen und bei Kartoffeln eines von 52% statt 30%. Etwas genauer sollte man die Fakten schon kennen, zumal, wenn es um so wichtige Fragen geht, wie die, ob derartige Unterschiede leichter über den Preis oder über die Förderung zu kompensieren sind, oder die, wie man das eine oder das andere verantwortungsvoll steuert.