Nr. 46 vom 14. November 1998

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Selbst der Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V. hat es eingeräumt: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Frage der Bestandesgröße und der Frage, ob das einzelne Tier tiergerecht gehalten wird oder nicht. Dem Mastschwein ist es völlig egal, wie viele Boxen es außer seiner eigenen im Betrieb noch gibt. Wichtig für das einzelne Mastschwein ist es nur, ob seine Box ordnungsgemäß gestaltet ist und z.B. das Stallklima stimmt oder nicht. Es gibt auch keinen Grund anzunehmen, Tiere in großen Beständen hätten

weniger Platz als in kleineren Beständen. Es gelten zum einen für sie alle die gleichen Rechtsvorschriften, wie es sie z.B. für städtische Haustiere nicht gibt; zum anderen hat jeder Halter von Nutztieren ein Interesse daran, dass seine Tiere sich wohl fühlen, denn das zahlt sich finanziell aus. Eines jedenfalls ist sicher, die Haltungsbedingungen für Nutztiere in Deutschland haben sich permanent verbessert. Enge und schlecht klimatisierte Ställe früherer Zeiten, schlechtere Futtergrundlagen und schlechtere Gesundheitsstandards gehören der Vergangenheit an. So können wir getrost aus der gegenwärtigen Diskussion um die Tierhaltung den Begriff Massentierhaltung streichen. Er geht schlicht ins Leere. Streichen können wir auch das Wort von der Intensivhaltung auf engstem Raum. Intensiv im Sinne einer betriebswirtschaftlich effektiven Haltung ist eine Haltung auf zu engem Raum nämlich nicht, und ein spezielles Kennzeichen großer Tierbestände ist sie ebenso wenig.

Unbedingt zu streichen ist schließlich die Wortschöpfung "konventionelle Massentierhaltung", wie sie jüngst in kirchlichen Kreisen wieder benutzt wurde. Dies muss man als Versuch werten, mit einem Klischee gegen eine bestimmte Gruppe von Landwirten Stimmung zu machen. Hier wird versucht, einen Keil zwischen die Betriebsinhaber des ökologischen Landbaus und ihre konventionellen Berufskollegen zu treiben. Falsch ist auch die Behauptung, wir würden mit importiertem Futter den Menschen in Hungerländern das Brot wegnehmen. Aus Hungerländern importieren wir praktisch überhaupt kein Futter. Unser

größter Lieferant sind die USA, und auf den nächsten Plätzen folgen Länder, die beim Bruttosozialprodukt immerhin über dem Durchschnitt liegen. Außerdem geht es größtenteils nicht um Stoffe, die in der menschlichen Nahrung einsetzbar sind. Nachprodukte aus der Herstellung von Coca Cola, von Orangensaft sowie Speiseöl etc. bestimmen hier das Bild, Recycling im besten Sinne also. Andererseits ist Europa Exportland für Getreide, umgekehrt wird also ein Schuh draus.

Völlig übertrieben ist schließlich der immer wieder erhobene Vorwurf, Fleischverzehr sei Energieverschwendung. Soweit es um Fleisch geht, das durch die Nutzung von Grasland gewonnen wurde, ist der Vorwurf geradezu unsinnig. Aber auch, wenn es um Schweinefleisch geht, muss man ihn zurückweisen. Die Energiemenge, die ein Landwirt aufwendet, um Futter zu erzeugen ist gering. Für das Futter, mit dem er selbst oder ein Berufskollege die durchschnittliche jährliche Verbrauchsmenge an Schweinefleisch in Deutschland von gut 50 kg erzeugt, braucht er nicht mehr Energie als die Tankfüllung eines Mopeds.

Ebenso falsch bzw. übertrieben sind die behaupteten Gesundheitsrisiken durch Fleischverzehr. Zunächst einmal gibt es auf der Erde mehr Menschen, die zu wenig tierisches Eiweiß verzehren, als Menschen, die zu viel davon zu sich nehmen. Außerdem ist dort, wo wirklich Risikozusammenhänge bestehen, in aller Regel nicht das Fleisch sondern das Fett der Problemstoff. Die Menschen essen schlicht zu viel. Die Hauptrisikofaktoren der Ernährung sind: zu viel, zu fett, zuviel Alkohol und dies alles bei zu wenig Bewegung. Fleisch gehört zu den gesündesten Nahrungsmitteln.