Nr. 37 vom 18. September 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Worte, die anlässlich von Jubiläen gesprochen werden, sollte man nicht mit allzu strengen Maßstäben messen. Einen Jubilar kann man nicht so leicht zu sehr loben, denn Lob ist ein Stoff, von dem Menschen besonders viel vertragen können, ohne negative Folgen zu zeigen. Das wird sich auch Minister Steenblock gedacht haben, als er auf der 25-Jahr Feier der NABU-Ortsgruppe Elmshorn sprach. Dabei ist ihm allerdings etwas passiert, was man als Festredner bei aller Neigung zum Loben immer vermeiden sollte. Wenn der Jubilar Anlass zu positiver Erwähnung gegeben hat, kann man dies getrost dick auftragen. Wenn aber andere in dem betreffenden Punkt ebenfalls viel vorzuweisen haben, sollte man nicht sagen, dass der Jubilar der einzige ist, der sich hervorgetan hat. Steenblock sprach vom Bedürfnis der Menschen, ins Grüne zu wollen, an die negativen Effekte der Straßen und der Autoschlangen in dieses Grün hinein und an die Zerstörung von Naturoasen. Die Menschen bräuchten – so der Minister - eine intakte Natur für ihr Wohlbefinden, für ihr seelisches Gleichgewicht, für ihre sportliche Betätigung. Die Umweltverbände trügen ein großes Stück dazu bei, dieses Produkt zu erhalten und vorzuhalten. Und dann kam die überzogene Formulierung: "Sie sind dabei die einzige in diesem Bereich tätige Gruppe in dieser Gesellschaft, die diese Arbeit unentgeltlich und ohne unmittelbaren eigenen Nutzen und Vorteil leistet."

Wir wollen uns hier nicht darüber streiten, ob es eine Naturlandschaft überhaupt noch gibt. Die vom Minister erwähnten positiven Wirkungen sind wohl eher Wirkungen einer intakten Kulturlandschaft. Die aber ist nicht nur weitgehend von der Land- und Forstwirtschaft geschaffen, sie wird auch im wesentlichen allein von ihr unterhalten. Früher waren z. B. die Knicks einmal von ökonomischem Nutzen. Heute sind sie für die meisten Bauern eher eine Belastung und doch unterhalten sie das Knicknetz, geben mit ihrem Grund und Boden als Standort der Knicks ihr Eigentum unentgeltlich her und investieren auch noch Arbeit ohne Lohn. Man könnte die Beispiele dieser Art unendlich fortsetzen.

Wir wollen die Arbeit der Elmshorner NABU-Gruppe wirklich nicht herabsetzen. Aber Steenblock hat dort so überzogen, dass es für Bauern schon weh tat. Und der Minister machte so weiter. Seine Ausführungen gipfelten in der Feststellung : "Wir haben keine nachhaltige und keine umweltfreundliche Landwirtschaft." Sollte er das wirklich aus Überzeugung gesagt haben und nicht nur als Versprecher, wird man dem wohl entgegen halten müssen: "Wir haben einen Umweltminister, der nicht weiß, was Nachhaltigkeit ist."

Gegen die "Interessenverbände der Bauern" gab es auch eine volle Breitseite; eben weil es sie gebe, sei die Existenz des NABU wichtig, tönte der grüne Minister. Für redliche aktive NABU-Mitglieder ist das als Begründung der Existenz ihrer Vereinigung hoffentlich etwas zu wenig. Der Elmshorner NABU-Vorsitzende machte es aber wie nachher der Minister auch. Er redete sich so richtig in Fahrt und machte sich auch auf die Suche nach Feindbildern. Dabei nahm er sich sogar die gesamte Bevölkerung – die Mitglieder des NABU vermutlich ausgenommen - aufs Korn und bestätigte ihr eine "Tendenz zur Ignoranz". Das klingt wie die

Geschichte vom Geistesfahrer, der zu Hause von Hunderten von Fahrzeugen berichtete, die ihm auf der falschen Spur entgegengekommen seien. Unser "Geisterfahrer" hat dabei sogar einen Minister auf dem Beifahrersitz. Jedenfalls ist uns nichts darüber berichtet worden, dass er sich womöglich von der Volksschelte seines Vorredners distanziert hätte.