Nr. 47 vom 27. November 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

"In ihrer vieltausendjährigen Geschichte hat die Landwirtschaft gezeigt, dass sie nachhaltig angelegt ist. Die Bodennutzung in Mitteleuropa ist nach wie vor uneingeschränkt möglich. Tatsächlich hat sich die Fruchtbarkeit der Böden erhöht, so dass die Ernteerträge jährlich um rund 1% steigen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden vielfache Anstrengungen unternommen, um die natürliche Umwelt besser zu schützen." So sagte es jüngst der Präsident der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Prof. Dr. Fred Klingauf.

Klingauf war es auch, der nachdrücklich auf eine Studie von Wissenschaftlern seines Hauses hinwies, mit der beachtliche Fortschritte im Bereich des Pflanzenschutzes nachgewiesen wurden. Die Wissenschaftler der BBA konnten belegen, dass ökologische Auswirkungen der zehn wichtigsten Pilz-, Unkraut- und Insektenbekämpfungsmittel in Deutschland im Jahre 1995 deutlich gegenüber den Vergleichsmitteln des Jahres 1987 verringert waren (auf ein Zehntel!). Dem kann man hinzufügen, dass der Trend der ständigen Verbesserung fortbesteht, so dass in einigen Jahren nochmals eine ähnlich positive Aussage zu erwarten ist, bei der es dann um einen Vergleich mit den heutigen Verhältnissen gehen wird. Wohlgemerkt, dieser Trend läuft zusammen mit einem Trend zur Verringerung der Aufwandmengen.

Derartige Aussagen der BBA sind für eine Zukunftsdiskussion hilfreicher als die permanente Platte des Umweltbundesamtes (UBA), die uns das Stück von den im Grundwasser vorgefundenen Resten vorspielt. Bei dieser Platte geht es um abnehmende Mengen und entweder um Mittel, die seit vielen Jahren in der landwirtschaftlichen Praxis nicht mehr verwendet werden oder um solche, die dort nicht verwendet worden waren, sondern z.B. bei der Bahn AG. Das Verhalten des UBA ist so ähnlich, als wenn jemand eine angebliche gegenwärtige Gefährlichkeit der Briten oder Amerikaner für Deutschland damit zu beweisen versuchen würde, dass immer noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden.

Die Aussagen aus der BBA sind auch eine wertvolle Unterstützung des landwirtschaftlichen Berufsstandes bei der aktuellen Diskussion um den Begriff der Nachhaltigkeit. Diejenigen im Berufsstand, die gegenwärtig an einem Grünbuch zur Nachhaltigkeit arbeiten, erfahren hier eine gute Hilfe und eine Bestätigung ihrer eigenen Position. Hilfreich geäußert hat sich in dem Zusammenhang auch ein Mann, dessen agrarpolitische Aktivitäten zur Zeit sehr umstritten sind, Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke. Der Minister hat gesagt: "Nachhaltig ist eine Differenzierung der Landnutzung, die die Verschiedenartigkeit der natürlichen und wirtschaftlichen Standortverhältnisse berücksichtigt. Dies entspricht der Forderung in Kapitel

14 der Agenda 21, die landwirtschaftliche Produktion auf bereits bewirtschafteten Flächen zu steigern und ein weiteres Vordringen der Produktion auf Standorte zu unterlassen, die nur begrenzt für eine landwirtschaftliche Nutzung geeignet sind."

In dem von Funke zitierten Kapitel ist auch die Aufforderung zur Intensivierung der Landwirtschaft nachzulesen. Dies wörtlich zu zitieren, hat er sich wohl nicht getraut. Wörtlich heißt es an der von Funke angesprochenen Stelle: "Die Landwirtschaft muss intensiviert werden, damit die künftige Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen gedeckt und ein weiteres Vordringen auf marginale Standorte und empfindliche Ökosysteme verhindert werden kann."