Nr. 48 vom 4. Dezember 1999

 

Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg

Autor Dr. agr. Hans Peter Stamp

Logisch?

Bei Vorlage des Waldschadensberichtes für Schleswig-Holstein hatte Minister Steenblock kürzlich wieder die Landwirtschaft voll im Visier. Die festgestellte Verschlechterung veranlasste ihn zu der Äußerung - so war es in den Zeitungen zu lesen -, die Landwirte müssten sparsamer mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln umgehen. Dies aber tun die Landwirte seit Jahren erfolgreich. Vielleicht meint der Minister auch nur, die Landwirte müssten diesen erfolgreichen Weg weitergehen. Auch das werden sie machen. Was allerdings der mengenmäßige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit den Waldschäden zu tun haben sollen, wird wohl das Geheimnis des Ministers bleiben. Vielleicht haben ihm die Zeitungen dies auch nur untergeschoben, denn in der schriftlichen Verlautbarung des Ministeriums steht über Pflanzenschutzmittel nichts. Bauern, die diese Zeitungsartikel lesen, ärgern sich, so oder so. Denn Pflanzenschutzmittel setzen sie u.a. ein, um die Erträge zu sichern, für die durch vorherige Düngung die Grundlage gelegt wurde – ein Beitrag zur Verbesserung der pflanzenbedarfsgerechten Düngung.

Der Unfug mit den Pflanzenschutzmitteln findet sich in den Presseerklärungen des Ministeriums nicht. Aber wir lesen dort etwas von notwendigen neuen Regelungen in der schleswig-holsteinischen Gülleverordnung. Das ist ein eben so großer Unfug. Die Gülleverordnung gibt es nämlich seit 1996 gar nicht mehr. Sie wurde damals durch die Düngeverordnung ersetzt.

Und es geht so weiter. In der Landwirtschaft komme es "vor allem" darauf an, die "energie- und emissionsintensive Produktion und Nutzung von mineralischen Düngemitteln zu senken". Vielleicht wurde das Wort "vor allem" unachtsam auf die Pressezettel geschrieben. Vielleicht haben die Leute in der Pressestelle des Ministeriums es auch nur unterlassen, ihre landwirtschaftlich ausgebildeten Kollegen zu befragen, es wäre nicht das erste Mal. Mit der Emission von Ammoniak in die Luft jedenfalls hat der mineralische Dünger so gut wie nichts zu tun. So weit da die Landwirtschaft angesprochen ist, geht es um die tierischen Fäkalien. Und da gibt es wohl zwischen der Kuh und dem Schwein im Ökolandbau und deren Artgenossen im konventionellen Landbau keine großen Unterschiede, womit wir bei der nächsten Ente in der Pressemeldung des MUNF wären, bei der Empfehlung zur Umstellung ganzer landwirtschaftlicher Betriebe auf den ökologischen Landbau. Oder will man mit der Umstellung der Betriebe eine Verringerung der Viehbestände bezwecken? Da mit einer solchen Verringerung noch keine Verringerung der Nachfrage nach tierischen Produkten erreicht wird, bedeutet diese Forderung lediglich eine Verlagerung der Tierhaltung von Schleswig-Holstein woanders hin. Im Zweifel würden die Tiere dann dahin "wandern", wo auch heute schon die Emissionen an NH3 herkommen, nach Südwesten. In Schleswig-Holstein nämlich, und das müsste sich eigentlich irgendwann einmal vom Flintbeker Landesamt nach Kiel herumgesprochen haben, nehmen die NH3-Gehalte im Niederschlag mit Hauptwindrichtung von Südwesten nach Nordosten ab. Hier haben wir die gleiche Richtung mit der hierzulande offenbar auch die Waldschäden abnehmen, und das konnten die Kieler ihrer eigenen Erhebung entnehmen. Sie griffen diesen Denkanstoß, der ihnen ein realistischeres Bild hätte vermitteln können, nur nicht auf. Geflissentlich übersehen wird in Kiel auch seit Jahren, dass die höchsten Gehalte an Ammoniak im Niederschlag am Messpunkt Hahnheide gemessen werden. Wir haben sie oft genug darauf hingewiesen, dass dort an den meisten Tagen des Jahres Wind und Wolken aus Hamburg kommen. Sie ignorieren es nach dem Motto: "Unsere Wähler emittieren kein Ammoniak".